Migräne Ursachen: Was steckt hinter Migräne? Ursachen, Diagnose und effektive Behandlung
Die Migräne zählt zu den häufigsten Kopfschmerzerkrankungen und wird oft von vegetativen Symptomen begleitet. Um ein besseres Verständnis dieser Krankheit zu entwickeln, werden wir in die Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze eintauchen.
- Migräne Ursachen: Was steckt hinter Migräne? Ursachen, Diagnose und effektive Behandlung
- Quellen
- Was genau ist Migräne?
- Wie viele Menschen sind von Migräne betroffen?
- Was sind die Ursachen von Migräne?
- Welche Symptome sind für Migräne typisch?
- Wie wird Migräne diagnostiziert?
- Welche Differenzialdiagnosen gibt es bei einer Migräne?
- Wie wird Migräne behandelt?
Auf einen Blick
- Definition: Idiopathische Kopfschmerzerkrankung, kann mit und ohne Aura auftreten
- Häufigkeit: 30% der Frauen, 8% der Männer, 5% der Kinder betroffen, Beginn meist zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr, selten nach dem 40. Lebensjahr, Migräne ohne Aura tritt häufiger (ca. 75%) auf
- Ursachen: Genetische Veranlagung, Triggerfaktoren wie Stress, Schlafmangel, hormonelle Veränderungen, Lebensmittel, Umweltreize, Neuronale Funktionsstörung, Gefäßerweiterung, neurogene Entzündung
- Symptome: bei keiner Aura starke halbseitige Kopfschmerzen, Übelkeit, Licht-/Geräuschempfindlichkeit, Verstärkung bei körperlicher Aktivität; bei Aura neurologische Symptome wie Sehstörungen, Parästhesien, Gesichtsfeldausfälle, Sprachstörungen vor Kopfschmerzen; bei untypischer Migräne abweichende Aura-Symptome, Aura ohne Migränekopfschmerzen; Status migraenosus
- Diagnose: hauptsächlich symptomatisch durch Patientenbeschreibung, Bedingungen laut IGK für Diagnose ohne/mit Aura beachten, bildgebende Untersuchungen (z.B. MRT)
- Differenzialdiagnosen: Ohne Aura Spannungskopfschmerz, Clusterkopfschmerz, Nackenbedingter Kopfschmerz, Sinusthrombose, Hirntumor, Meningitis; mit Aura Schlaganfall, Blutungen, Augenprobleme (Grüner Star, Probleme im hinteren Augenbereich)
- Therapie: Abhängig von Schwere und Häufigkeit, akute Behandlung und Prävention, Medikamente wie Triptane zur Symptomlinderung
Was genau ist Migräne?
Migräne ist eine idiopathische Kopfschmerzerkrankung, die sich durch starke einseitige, rezidivierende, pulsierende Schmerzen auszeichnet. Die Schmerzen halten in der Regel mehrere Stunden bis Tage an und werden oft von vegetativen Begleitsymptomen wie Übelkeit und Erbrechen begleitet. Hinzu kommt eine Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen oder Gerüchen. Migräne kann sowohl mit als auch ohne Aura auftreten. Als Aura bezeichnet man hierbei das Auftreten von neurologischen Symptomen kurz vor einem Migräneanfall. Diese dauern in der Regel zwischen 20 Minuten und einer Stunde.
Wie viele Menschen sind von Migräne betroffen?
Migräne tritt bei etwa 30% der Frauen, 8% der Männer und 5% der Kinder auf und steht damit an zweiter Stelle der Kopfschmerzarten. Typischerweise zeigt sie sich zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr und selten nach dem 40. Lebensjahr. Die Migräneform ohne Aura ist mit rund 75% weitaus verbreiteter als die Form mit Aura-Symptomen.
Was sind die Ursachen von Migräne?
Die genaue Ursache bei Migräne ist nicht vollständig geklärt. Man geht jedoch von einer genetischen Veranlagung aus. Bei der seltenen familiären hemiplegischen Migräne wurde ein spezifischer Genort auf Chromosom 19 identifiziert.
Triggerfaktoren spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Enteicklung von Migräne. Dabei kann sich um unspezifische Faktoren wie Stress, Schlafmangel, hormonelle Veränderungen, bestimmte Lebensmittel (wie Käse und Schokolade) oder Umweltreize handeln.
Diese können dann zu einer Überaktivität eines als „Migränegenerator“ bezeichneten Areals des Hirnstamms (Formatio reticularis) führen. Es entseht eine neuronale Funktionsstörung, die sich dann über den Kortex ausbreitet („spreading depression“) und eine Gefäßerweiterung der Gehirngefäße. Dies kann eine neurogene Entzündung nach sich ziehen, bei der Neuropeptide freigesetzt werden, die den Schmerz auslösen.
In einer Studie wurden 38 genetische Regionen, die mit Migräne in Verbindung stehen, identifiziert. Sie hat die Bedeutung einer genetischen Ursache von Migräne verstärkt und ist eine der größten Studien über die genetischen Ursachen der Migräne.
In einer anderen Studie wurde untersucht, wieso Frauen häufiger mit Migräne diagnostiziert werden, als Männer. Hierbei wurden die weiblichen Geschlechtshormone und die genetischen Unterschiede genauer betrachtet. Auch hat die Studie hervorgehoben, dass Männer mit Migräne unterdiganostiziert werden.
Welche Symptome sind für Migräne typisch?
Die Symptome einer Migräne können mit und ohne Aura unterschieden werden.
Die Migräne ohne Aura betrifft etwa 75% der Migränepatienten. Dabei sind typische Merkmale Starke, oft halbseitige Kopfschmerzen, die stundenlang bis tagelang anhalten, vegetative Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Überempfindlichkeit gegenüber externen Reizen wie Licht und Geräuschen als auch die Verstärkung der Schmerzen bei körperlicher Aktivität.
Bei einer Migräne mit Aura treten oft vor den Kopfschmerzen neurologische Symptome wie Sehstörungen, Parästhesien oder Taubheitsgefühle, Gesichtsfeldausfälle und Sprachstörungen auf. Aurasymptome entwickeln sich typischerweise über Minuten, halten etwa 30 Minuten an und verschwinden dann wieder.
Bei einer untypischen Migräne weichen die Symptome von den herkömmlichen Merkmalen der Migräne ab. Beispielsweise können Aura-Symptome ungewöhnlich sein, länger als 30 Minuten dauern, nach den Kopfschmerzen auftreten oder es kann eine Aura ohne deutliche Migränekopfschmerzen geben.
Wenn Migräneanfälle kontinuierlich sind oder sich über mehr als vier Tage erstrecken, spricht man von einem Status migraenosus.
Wie wird Migräne diagnostiziert?
Die Diagnose basiert vor allem auf der Beschreibung der Symptome durch den Patienten. Daher ist die Anamnese bei einer Migräne besonders wichtig.
Bei einer Migräne sollten gemäß der Internationalen Gesellschaft für Kopfschmerzen (IGK) mindestens 2 der 4 nachfolgenden Bedingungen gegeben sein:
- Schmerz, der sich auf eine Kopfhälfte konzentriert (kann sich auf den gesamten Kopf ausbreiten oder von einer Seite zur anderen wechseln)
- Ein pulsierendes oder klopfendes Schmerzgefühl
- Schmerz, der durch körperliche Anstrengung schlimmer wird
- Schmerz, der die täglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigt.
Zudem sollten mindestens 1 begleitendes Symptom und 5 Schmerzepisoden vorliegen, ohne dass andere Ursachen in Frage kommen.
Bei einer Migräne mit Aura sollten zudem mindestens 2 der folgenden Bedingungen erfüllt sein:
- Symptome während der Aura, die zentral im Gehirn entstehen
- Aura, die weniger als 1 Stunde andauert
- Eine Zeitspanne von weniger als 1 Stunde zwischen Aura und Schmerzbeginn
Wenn Patienten sich mit dem Leitsymptom „Kopfschmerz“ vorstellen, ist es für Ärzte wichtig, andere Ursachen für den Schmerz auszuschließen. Nur so ist eine korrekte Behandung der Kopfschmerzen möglich. Hierfür wird zusätzlich eine allgemeine Untersuchung durchgeführt.
So wird der neurologische Status erhoben, bei dem die Funktion des Nervensystems überprüft wird. Besonders detailliert wird der Hirnnervenstatus betrachtet, um eventuelle Auffälligkeiten der Hirnnerven zu identifizieren.
Die „trigeminalen Nervenaustrittspunkte“ sind Stellen am Kopf, an denen der Trigeminusnerv, der oft bei Kopfschmerzen beteiligt ist, austritt. Diese Punkte werden überprüft, genauso wie der „Bulbusdruck- und Bewegungsschmerz“, um Schmerzen oder Druck im Auge festzustellen.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Beweglichkeit der Halswirbelsäule (HWS). Einschränkungen hier können ebenfalls Kopfschmerzen verursachen. Ebenso wird die „perikranielle Muskulatur“, also die Muskulatur rund um den Schädel, auf Druckschmerzhaftigkeit überprüft. Klopf- und Druckschmerz am Schädel, genannt „Kalotte“, sowie Schmerzen bei der Öffnung des Kiefers, können ebenfalls auf Probleme hinweisen.
Die Gesundheit des Mundes ist ebenfalls wichtig. Daher wird eine Beurteilung der Schleimhäute und des Zahnstatus vorgenommen. Ein weiterer spezifischer Punkt ist das Ertasten der „Arteria temporalis superficialis“, einer Arterie an der Schläfe, die bei bestimmten Arten von Kopfschmerzen schmerzhaft sein kann.
Schließlich wird der Blutdruck gemessen, da hoher oder niedriger Blutdruck ebenfalls Kopfschmerzen verursachen kann.
Die Diagnose basiert auf den klinischen Symptomen. Bildgebende Untersuchungen, wie z.B. ein MRT, werden durchgeführt, um andere mögliche Ursachen auszuschließen.
Welche Differenzialdiagnosen gibt es bei einer Migräne?
Bei Migräne, besonders bei jenen mit sichtbaren Symptomen oder untypischen Verläufen, müssen andere Erkrankungen berücksichtigt werden. Je nachdem, wie sich die Symptome zeigen, können spezielle Gehirnscans (wie CCT oder cMRT), eine Untersuchung des Rückenmarks durch Entnahme von Flüssigkeit und Bluttests notwendig sein.
Bei einer Migräne ohne Aura könnten folgende Krankheiten ebenfalls vorliegen:
- Spannungskopfschmerz: Ein dumpfer, allumfassender Schmerz, ohne Übelkeit oder sichtbare Symptome. Bewegung verschlimmert den Schmerz nicht.
- Clusterkopfschmerz: Sehr starker Schmerz, aber kürzer und immer auf derselben Seite. Begleitet von Symptomen wie tränende Augen. Bewegung kann helfen.
- Kopfschmerz durch Nackenprobleme: Der Schmerz beginnt im Nacken und kann bei bestimmten Kopfbewegungen schlimmer werden.
- Sinusthrombose: Kopfschmerzen, die über Tage oder Wochen zunehmen, begleitet von sichtbaren Symptomen.
- Hirntumor: Übelkeit am Morgen und anhaltende sichtbare Symptome.
- Meningitis: Begleitet von Fieber, schlechtem Allgemeinbefinden und Steifheit des Nackens. Ein Vergleich mit anderen Kopfschmerzen findet sich in einer Tabelle.
Bei einer Migräne mit Aura können auch andere Krankheiten ein Grund der Beschwerden sein:
- Schlaganfall oder Gehirnblutung: Plötzlicher Beginn, oft mit Halbseitenschwäche, ohne Überempfindlichkeit gegenüber Licht oder Lärm. Es gibt oft Herz-Kreislauf-Risikofaktoren in der Vorgeschichte.
- Blutung zwischen Gehirn und Schädel: Sehr plötzlicher Beginn mit extrem starken Kopfschmerzen, Steifheit des Nackens und möglicher Bewusstseinstrübung.
- Augenprobleme:
- Grüner Star: Einseitige Sehstörungen, sehr harter Augapfel bei Berührung, getrübte Hornhaut.
- Probleme mit dem hinteren Teil des Auges: Nur bei Migräne mit visuellen Symptomen.
Wie wird Migräne behandelt?
Die Behandlung hängt von der Schwere und Häufigkeit der Anfälle ab. Es gibt Ansätze zur akuten Behandlung (acute treatment migraine) während eines Anfalls und präventive Maßnahmen, um die Anzahl und Schwere der Anfälle zu reduzieren. Medikamente wie Triptane können helfen, die Symptome während eines Anfalls zu lindern.
Bei einer akuten Migräneattacke (acute migraine attack, acute migraine headache) gibt es unterschiedliche medikamentöse Interventionen.
Bei leichten bis mittelstarken Migräneattacken sind NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika) die bevorzugten Medikamente. Dazu gehören Acetylsalicylsäure (kurz ASS), die sowohl oral als auch als Infusion gegeben werden kann. Weitere NSAR-Optionen sind Ibuprofen, Diclofenac-Kalium und eine Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein. Wenn die Medikamente nicht vertragen werden, können Paracetamol, Metamizol oder Phenazon verwendet werden.
Mittelschwere bis schwere Migräneattacken werden hauptsächlich anhand von Triptane behandelt. Beispiele für diese Medikamente sind Sumatriptan und Almotriptan. Sie können auf verschiedene Weisen verabreicht werden – von Tabletten über Nasensprays bis hin zu Injektionen. Besonders wirksam ist die subkutane Gabe von Sumatriptan. Triptane wirken, indem sie spezielle Rezeptoren im Gehirn aktivieren und Entzündungen sowie Blutgefäßverengungen hemmen. Manchmal kann eine Kombination aus einem Triptan und einem NSAR, wie Sumatriptan und Naproxen, besonders bei lang andauernden oder wiederkehrenden Migräneattacken, hilfreich sein.
Triptane können jedoch auch Nebenwirkungen haben, darunter einen kurzzeitigen Blutdruckanstieg, Kältegefühle, Schwindel und Müdigkeit. Bei zu häufiger Anwendung können sie sogar Kopfschmerzen verursachen. Auch gibt es bestimmte gesundheitliche Zustände und Medikamente, die die Einnahme von Triptanen verbieten.
Bei Übelkeit während einer Migräneattacke kann ein Antiemetikum wie Metoclopramid oder Domperidon als Zusatztherapie helfen.
In seltenen Fällen können andere Medikamente wie Ergotamintartrat oder Opioide (z. B. Tramadol in Kombination mit Paracetamol) in Erwägung gezogen werden. Es ist wichtig, Medikamente nicht zu übermäßig zu verwenden, da dies zu chronischen Kopfschmerzen führen kann.
Bei anhaltende Kopfschmerzen und wenn orale Medikamente nicht helfen, können ASS (in einer speziellen Form) oder Sumatriptan als Injektionen gegeben werden. Metoclopramid kann auch intravenös ver werden.
Quellen
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