Enzephalitis: Symptome, Diagnose und Behandlung

Als Enzephalitis bezeichnet man die Entzündung (Inflammation) des Gehirngewebes. Im engeren Sinn handelt es sich um die Entzündung des Großhirns, auch Cerebrum genannt. Sie ist eine komplexe neurologische Erkrankung und kann sich auf das gesamte Gehirn ausbreiten oder nur auf bestimmte Teile begrenzt sein.

Auf einen Blick

  • Definition: Enzephalitis ist eine seltene Erkrankung, bei der sich das Gehirn oft infolge einer Infektion entzündet
  • Häufigkeit: Weltweit werden pro Jahr etwa 7 Fälle pro 100.000 Personen gemeldet.
  • Ätiologie: Häufig wird die Krankheit durch Viren verursacht, darunter das Herpes-simplex-Virus und das Murray-Tal-Enzephalitis-Virus. Es kann jedoch auch durch das Immunsystem oder selten durch Bakterien (bakterielle Meningitis) verursacht werden.
  • Symptome: Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit bis hin zu schwerwiegenderen Symptomen wie Verwirrtheit, Schwäche, epileptische Anfälle und sogar Koma.
  • Diagnose: Durch eine Kombination von neurologischen Untersuchungen, Bluttests, Bildgebungstests und einer Lumbalpunktion wird die Diagnose häufig gestellt.
  • Behandlung: Die Behandlung hängt von der Ursache der Enzephalitis ab und kann antivirale Medikamente, entzündungshemmende Medikamente und symptomatische Behandlungen umfassen.
  • Folgen: Enzephalitis kann zu langfristigen Komplikationen führen, darunter Gedächtnisprobleme, Verhaltensänderungen, Sprachstörungen und körperliche Behinderungen.

Enzephalitis

Wie häufig tritt Enzephalitis auf?

Jährlich werden weltweit etwa 7 Fälle von Enzephalitis pro 100.000 Personen gemeldet. Während sie in jedem Alter auftreten kann, sind Kinder, ältere Erwachsene und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem am häufigsten betroffen.
Auch besteht ein erhöhtes Risiko für Menschen, die in oder in die Nähe von Gebieten reisen, in denen bestimmte Arten von Enzephalitis häufig sind, wie zum Beispiel die japanische Enzephalitis.
Exakte Zahlen zur Häufigkeit von Enzephalitis in Deutschland sind schwierig zu bestimmen, da viele Fälle möglicherweise nicht diagnostiziert oder gemeldet werden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts gibt es jedes Jahr etwa 200-500 gemeldete Fälle von durch Zecken übertragener Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer speziellen Form der Enzephalitis.

Wie wird Enzephalitis verursacht?

Die häufigste Ursache der Enzephalitis sind Viren. Insbesondere das Herpes-simplex-Virus und das Murray-Tal-Enzephalitis-Virus sind zwei der bekanntesten Auslöser. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine Vielzahl von Viren die Krankheit verursachen können, einschließlich solcher, die häufig vorkommen, wie das Epstein-Barr-Virus oder das Enterovirus.

Bestimmte Viren werden hierbei direkt durch Bisse von infizierten Tieren oder Insekten, durch Kontakt mit infiziertem Kot oder durch infizierte Atemtröpfchen übertragen. So wird bei der japanischen Enzephalitis die Erkrankung durch das japanische Enzephalitis-Virus ausgelöst. Dieses Virus gehört zur Familie der Flaviviren, zu denen auch die Viren gehören, die das Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber und Gelbfieber verursachen. Die Übertragung des japanischen Enzephalitis-Virus auf den Menschen erfolgt in der Regel durch den Stich von infizierten Mücken, insbesondere der Gattungen Culex, die in ländlichen und halbstädtischen Gebieten weit verbreitet sind. Diese Mücken werden in der Regel in der Dämmerung und in der Nacht aktiv.

In einigen Fällen kann das Immunsystem auch eine Form von Enzephalitis auslösen, bekannt als akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM). Dies tritt normalerweise auf, wenn das Immunsystem nach einer Infektion oder Impfung überreagiert und gesundes Gewebe angreift. Dabei spielen bestimmte weiße Blutkörperchen eine essenzielle Rolle.

Enzephalitis kann auch in seltenen Fällen durch bakterielle Infektionen wie Lyme-Borreliose, Tuberkulose oder bakterielle Meningitis verursacht werden.

Weitere seltene Ursachen sind Pilze oder Parasiten, die das Gehirn infizieren.

Darüber hinaus können bestimmte Medikamente und Krankheiten, die das Immunsystem beeinflussen, wie HIV oder Krebs, das Risiko für Enzephalitis erhöhen.

Zu den jüngsten Forschungsergebnissen zur Enzephalitis gehört eine Studie „Neurological Manifestations of Severe SARS-CoV-2 Infection: Potential Mechanisms and Implications“. Diese hat gezeigt, dass auch das SARS-CoV-2-Virus das zentrale Nervensystem (ZNS) beeinflusst und Enzephalitis auslösen kann.

Was sind die Symptome einer Enzephalitis?

Die Symptome einer Enzephalitis variieren je nach Schweregrad der Erkrankung und dem betroffenen Bereich des Gehirns.
Leichte Fälle können Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Übelkeit verursachen.
Bei schwereren Fällen können ernstere Symptome wie Verwirrtheit, Schwäche, epileptische Anfälle, Schwierigkeiten beim Sprechen oder Schlucken, Bewusstseinsverlust und sogar Koma auftreten.

Insbesondere bei Kindern können zusätzlich Symptome wie Unruhe, Reizbarkeit und Verhaltensänderungen auftreten. Bei Neugeborenen und Säuglingen treten häufig Symptome wie Erbrechen, schlechte Fütterung, Körpersteifigkeit und ein aufgeblähter Fontanell (der „weiche Punkt“ auf dem Kopf) auf.

Wie wird Enzephalitis diagnostiziert?

Die Diagnose einer Enzephalitis kann eine Herausforderung sein, da viele der Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Ärzte setzen in der Regel auf eine Kombination aus Anamnese, neurologischer Untersuchung, Bluttests und Bildgebungstests wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT vom Gehirn) ein. In einigen Fällen kann eine Lumbalpunktion (auch als Spinaltap bekannt) durchgeführt werden, bei der eine Probe der Flüssigkeit, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt, zur Untersuchung entnommen wird.

Enzephalitis

Wie wird Enzaphalitis behandelt?

Die Behandlung von Enzephalitis hängt von der Ursache der Krankheit ab.
Bei viraler Enzephalitis können antivirale Medikamente, wie Aciclovir für Herpes-simplex-Enzephalitis, eingesetzt werden. In schweren Fällen oder wenn die Krankheit durch das Immunsystem verursacht wird, können entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide erforderlich sein. Patienten, die an epileptischen Anfällen leiden, können Antikonvulsiva benötigen.

Neben spezifischen Behandlungen zur Bekämpfung der Ursache der Enzephalitis werden auch unterstützende Behandlungen eingesetzt, um Symptome zu lindern und das Befinden des Patienten zu verbessern. Dazu gehören Schmerzmittel, Fieberreduzierer, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und, falls erforderlich, Atemunterstützung.

In einigen Fällen können Patienten auch von Rehabilitationsmaßnahmen profitieren, einschließlich Physiotherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie. Diese können dazu beitragen, etwaige langfristige Folgen der Krankheit zu minimieren.

Welche Formen einer Enzephalitis gibt es?

Wichtig zu beachten ist, dass es verschiedene Formen einer Enzephalitis gibt und diese bei jedem Patienten unterschiedlich diagnostiziert und behandelt werden.
In der folgenden Tabelle werden die häufigsten Enzephalitis-Formen miteinander verglichen:

Form der Enzephalitis Auslösende Faktoren Symptome Behandlung
Primäre Enzephalitis Direkte Virusinfektion des Gehirns und des Rückenmarks, z.B. durch Herpesviren, Mücken übertragene Viren (z.B. West-Nil-Virus), oder Kinderkrankheiten wie Masern oder Mumps Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Verwirrtheit, Lethargie, Anfälle Antivirale Medikamente, unterstützende Therapie
Sekundäre oder postinfektiöse Enzephalitis Immunreaktion nach einer Virusinfektion, die das Gehirn betrifft; oft assoziiert mit Masern, Mumps, Grippe (Influenza) Symptome können ähnlich wie bei der primären Enzephalitis sein, treten aber typischerweise nach der Genesung von der ursprünglichen Krankheit auf Immuntherapie, unterstützende Therapie
Japanische Enzephalitis Übertragung durch infizierte Mücken, vor allem in ländlichen oder halbstädtischen Teilen Asiens Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Diarrhoe, Lethargie, Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen, Anfälle Es gibt keinen spezifischen antiviralen Wirkstoff; Behandlung zielt auf Linderung der Symptome und Unterstützung der Genesung
Akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM) Oft tritt es nach viralen Infektionen oder Impfungen auf; es ist eine autoimmune Reaktion, bei der das Immunsystem fälschlicherweise das Myelin im Gehirn und Rückenmark angreift Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwäche, Bewusstseinsstörungen, Anfälle, Lähmungen Hochdosierte Kortikosteroide zur Unterdrückung der Immunreaktion; in schweren Fällen Immunglobuline oder Plasmapherese
Subakute Sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) Langzeitfolge einer Masern-Infektion, die Jahre nach der ursprünglichen Infektion auftritt Verhaltensänderungen, geistiger Verfall, Muskelzuckungen und Krämpfe, motorische Probleme Es gibt keine Heilung; Behandlung zielt auf die Linderung von Symptomen und kann antivirale Medikamente und Medikamente zur Kontrolle von Krämpfen einschließen

Was können Folgen einer Enzepahlitis sein?

Die Folgen von Enzephalitis können erheblich sein und von Person zu Person variieren. Einige Menschen erholen sich vollständig, während andere langfristige Auswirkungen erleben.
Diese können Gedächtnisprobleme, Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen, Sprach- und Kommunikationsprobleme, körperliche Behinderungen und sogar dauerhafte Hirnschäden umfassen. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend sind, um das Risiko langfristiger Folgen zu minimieren.

Enzephalitis

Die japanische Enzephalitis wurde in der Studie „Outcome of Japanese Encephalitis Virus (JEV) Infection in Pediatric and Adult Patients at Mahosot Hospital, Vientiane, Lao PDR“ untersucht. So sind die Folgen und die Mortalitätsraten in Laos stark abhängig von verschiedenen Faktoren, wie der Schwere der Erkrankung bei Aufnahme, die Qualität der Krankenhausversorgung, sozioökonomische und demografische Gegebenheiten des Patienten, die Dauer der Nachsorge nach der Krankenhausentlassung sowie die Qualität der häuslichen Pflege nach der Entlassung. Kinder zeigten hierbei häufiger Folgeschäden auf und verfügen daher über ein erhöhtes Risiko.

Quellen

  1. Robert Koch-Institut. (n.d.). FSME: Risikogebiete in Deutschland. Abgerufen von https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Risikogebiete/Risikogebiete_node.html
  2. Mayo Clinic. (n.d.). Encephalitis – Symptoms and causes. Abgerufen von https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/encephalitis/symptoms-causes/syc-20356136
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  7. Dubot-Pérès, A., Sengvilaipaseuth, O., Chanthongthip, A., Newton, P.N., de Lamballerie, X. (2020). Outcome of Japanese Encephalitis Virus (JEV) Infection in Pediatric and Adult Patients at Mahosot Hospital, Vientiane, Lao PDR. The American Journal of Tropical Medicine and Hygiene, 104(1), 94-102. [doi: 10.4269/ajtmh.20-0581]. Abgerufen von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33350379/