Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom): Ein umfassender Überblick
Bauchspeicheldrüsenkrebs wird in der medizinischen Fachsprache auch als Pankreaskarzinom bezeichnet und beschreibt eine bösartige Neubildung im Bereich der Bauchspeicheldrüse. Hierdurch wird der Einfluss des Organs auf die Verdauung von Nahrungsbestandteilen und die Blutzuckerregulation erheblich eingeschränkt. In den meisten Fällen wird die Diagnose erst spät gestellt, weshalb Pankreaskarzinome nur mit einer geringen Überlebensrate einhergehen. Dieser Artikel bietet zu diesem Thema eine ausführliche Übersicht, welche von dem Beschwerdebild über die Diagnosestellung bis hin zu den unterschiedlichen Behandlungsoptionen bei Pankreaskarzinomen reicht.
Auf einen Blick
- Ein Pankreaskarzinom ist ein seltener bösartiger Tumor, der im Bereich der Bauchspeicheldrüse auftritt. Die genauen Ursachen für das Auftreten sind bislang ungeklärt.
- Die Früherkennung wird dadurch erschwert, dass sich Pankreaskarzinome wenn, dann nur durch unspezifische Zeichen bemerkbar machen. Hierzu zählen ein unbeabsichtiger Gewichtsverlust, das Auftreten einer Gelbsucht, wie auch Oberbauchschmerzen.
- Zuerst erfolgt eine klinische Betrachtung und eine Darstellung der Bauchspeicheldrüse mithilfe von bildgebenden Untersuchungen. Anschließend ist die Entnahme einer Gewebeprobe mittels endoskopischer Verfahren notwendig. Dies ermöglicht eine mikroskopische Analyse des entarteten Gewebes, die für die Diagnosestellung entscheidend ist.
- Die Behandlungsoptionen variieren situationsabhängig und können von chirurgischen Eingriffen über eine Chemo- und Strahlentherapie bis hin zu immuntherapeutischen Maßnahmen reichen.
- Da Pankreaskarzinome meist erst spät entdeckt werden, gehen diese mit einer ungünstigen Prognose für Betroffene einher.
Was ist ein Pankreaskarzinom?
Ein Pankreaskarzinom tritt auf, wenn es zu einem unkontrollierten Wachstum von bösartigen, d.h. malignen Zellen im Bereich der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) kommt. Dadurch wird das Organ, welches sich tief im Oberbauch hinter dem Magen befindet, in der Ausübung seiner zwei lebenswichtigen Funktionen gehindert. Zum einen gelangen die von der Bauchspeicheldrüse hergestellten Verdauungsenzyme (Lipase, Amylasen, Proteasen) nur noch eingeschränkt über den Verbindungsgang in Richtung Dünndarm, wo die Nahrung in ihre Bestandteile zersetzt wird. Zum anderen nimmt die Neubildung einen Einfluss auf die Produktion von Hormonen im Pankreas (Insulin, Glukagon), welche für die Regulation des Blutzuckerspiegels notwendig sind.
Pankreaskarzinome treten insgesamt selten auf. Allerdings werden diese oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt, was die Behandlung zusätzlich erschwert. Die Erkrankung ist die vierthäufigste Ursache von krebsbedingten Todesfällen.
Wie entsteht ein Pankreaskarzinom?
Die genauen Ursachen für die Entstehung von Pankreaskarzinomen sind bislang ungeklärt. Es gibt jedoch Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit für die Ansammlung genetischer Schäden in den Pankreaszellen und deren unkontrolliertes Wachstum steigern. Hierzu gehören:
- ein hohes Alter
- Diabetes mellitus
- chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
- genetische Veranlagungen zu Pankreaskarzinomen (z.B. bei familiären Fällen von Pankreaskarzinomen oder im Rahmen eines Lynch-Syndroms)
- Lebensstilfaktoren wie beispielsweise Nikotin- und Alkoholkonsum, sowie
- Übergewicht bzw. Adipositas.
Das Pankreaskarzinom ist eine Erkrankung des höheren Lebensalters, wobei Männer im Schnitt (72 Jahre) etwas früher erkranken als Frauen (76 Jahre). Insgesamt sind beide Geschlechter ungefähr gleich häufig betroffen. In Deutschland trifft die Diagnose ca. 18400 Menschen pro Jahr.
Welche Symptome treten bei einem Pankreaskarzinom auf?
Die Beschwerden im Rahmen eines Pankreaskarzinoms sind meist recht unspezifisch. Hierzu gehören:
- ein unerklärlicher Gewichtsverlust
- Schmerzen im Oberbauch, welche möglicherweise gürtelförmig in Richtung des Rückens ausstrahlen
- eine Gelbsucht (Ikterus), d.h. eine Gelbfärbung der Haut und der Lederhaut im Bereich der Augen (Sklera)
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit, Übelkeit und/oder Erbrechen, sowie
- Verdauungsstörungen, wie beispielsweise anhaltende Durchfälle und/oder eine Entfärbung des Stuhls.
Darüber hinaus kann ein Pankreaskarzinom mit einem kürzlichen diagnostizierten Diabetes mellitus oder auch einem Kontrollverlust über einen bereits bestehenden Diabetes mellitus einhergehen.
Ein Pankreaskarzinom sollte von anderen Bedingungen, die ähnliche Symptome verursachen können, abgegrenzt werden. Hierzu zählen unter anderem akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis), Geschwüre im Bereich des Magens (Ulcus ventriculi) und Dünndarms (Ulcus duodeni), sowie das Gallensteinleiden (Cholelithiasis).
Wie wird ein Pankreaskarzinom diagnostiziert?
Zunächst ist eine gründliche medizinische Befragung (Anamnese) und körperliche Untersuchung notwendig. Diese wird vervollständigt durch bildgebende Verfahren mit dem Ziel der Abbildung der Bauchspeicheldrüse (z.B. Ultraschall (Sonographie), Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT)). Für die endgültige Sicherung der Diagnose bieten sich endoskopische Verfahren an, in denen die auffälligen Bereiche dargestellt und Gewebeproben gesichert werden können (Biopsie). Diese werden im Anschluss histologisch analysiert, d.h. unter dem Mikroskop genauestens betrachtet, sodass Rückschlüsse auf die vorliegende Krebsart geschlossen werden können. Vor dem Therapiebeginn kann zudem eine Blutentnahme notwendig werden um die Ausgangswerte von spezifischen Tumormarkern (z.B. CA 19-9) festzuhalten.
Über 95% der Pankreaskarzinome sind sogenannte duktale Adenokarzinome, welche aus der oberflächlichsten Schicht des Drüsengewebes (Epithel) in den Pankreasgängen hervorgehen. Daneben existieren auch seltenere Formen, wie zum Beispiel neuroendokrine Tumoren (z.B. Insulinome), die aus den hormonproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse entstehen.
Wie wird ein Pankreaskarzinom behandelt?
Die Behandlung ist von der Lage und Ausbreitung des Karzinoms abhängig und kann eine Kombination aus chirurgischen Eingriffen und strahlen- oder chemotherapeutischen Maßnahmen umfassen. Darüber hinaus können auch Immuntherapien infrage kommen, bei denen bestimmte Eigenschaften der entarteten Pankreaszellen genutzt werden um diese gezielter zu bekämpfen.
Die Fünfjahresüberlebensrate von Pankreaskarzinomen ist mit nur 9% sehr niedrig. Jedoch spielen individuelle Faktoren, wie der Diagnosezeitpunkt, das Tumorstadium und der allgemeine Gesundheitszustand der Betroffenen, eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Karzinoms.
Zusammenfassung
Pankreaskarzinome beschreiben eine bösartige Neubildung im Bereich der Bauchspeicheldrüse und treten insgesamt selten auf. Das Beschwerdebild ist recht unspezifisch und kann unter anderem mit einer Gelbsucht, unerklärlichem Gewichtsverlust und Oberbauchschmerzen einhergehen. Für die endgültige Diagnosesicherung ist die Entnahme einer Gewebeprobe mit einer anschließenden mikroskopischen Untersuchung notwendig. Die Erkrankung bleibt eine große medizinische Herausforderung, da das Karzinom oft erst spät diagnostiziert wird. Auch wenn die Behandlungsoptionen (chirurgische Eingriffe, Chemotherapie, Strahlentherapie, Immuntherapie) vielfältig sind, bleibt die Überlebensrate bei Betroffenen niedrig. In der Zukunft könnten die Fortschritte in der Behandlung die Aussichten für einige Betroffene verbessern.
Quellen
- AWMF-Register: Kurzversion – S3-Leitlinie Pankreaskarzinom (awmf.org)
- Mayo Clinic: Pancreatic cancer – Symptoms and causes – Mayo Clinic und Pancreatic cancer – Diagnosis and treatment – Mayo Clinic
- Johns Hopkins Medicine: Pancreatic Cancer Symptoms | Johns Hopkins Medicine
- Cleveland Clinic: Pancreatic Cancer: Symptoms, Causes & Treatment (clevelandclinic.org)
- National Institutes of Health (NIH): Pancreatic Cancer – StatPearls – NCBI Bookshelf (nih.gov)
- Hogrefe eContent: Pankreaskarzinom (hogrefe.com)