Skoliose: Wenn sich die Wirbelsäule verbiegt

Eine Skoliose beschreibt eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule und wird oft bereits im Kindes- und Jugendalter entdeckt. Eine frühzeitige Erkennung ist von hoher Bedeutung um dem Voranschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken. Dieser Artikel bietet einen Überblick zu den Symptomen, der Diagnostik und den Behandlungsmöglichkeiten einer Skoliose.

Auf einen Blick

  • Eine Skoliose bezeichnet eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule. Die Diagnose wird vorrangig im Kindes- und Jugendalter gestellt, wobei Mädchen häufiger betroffen sind als Jungen.
  • Die genauen Ursachen für die Entstehung einer Skoliose sind meist unbekannt, allerdings scheint sie sich unter dem Einfluss von genetischen Veranlagungen, neuromuskulären Erkrankungen und angeborenen Fehlbildungen der Wirbelsäule auszubilden.
  • Zu den Symptomen einer Skoliose zählen sichtbare Verkrümmungen der Wirbelsäule, Veränderungen der Körperhaltung und eine ungleiche Schulter- oder Beckenhöhe.
  • Eine Abklärung erfolgt mittels körperlicher Untersuchung und bildgebender Verfahren (z.B. Röntgen).
  • Für die Behandlung stehen zum einen konservative Maßnahmen wie die Physiotherapie, das Tragen eines Korsetts und Kontrolluntersuchungen zur Verfügung. In schwergradigeren Fällen bieten sich auch operative Eingriffe zur Stabilisierung der Wirbelsäule an.

Was ist eine Skoliose?

Unter einer Skoliose versteht man eine seitliche Verformung der Wirbelsäule, die mit einer Verdrehung der Wirbel um die Längsachse und einer ungleichmäßigen Belastung der druckpolsternden Bandscheiben einhergehen kann. Die Verkrümmung kann C- oder S-förmig sein und entlang jeder Achse der Wirbelsäule auftreten. Insgesamt sind die Brust- und Lendenwirbelsäule am häufigsten betroffen.

Die Wirbelsäule besteht aus einer Reihe von Wirbeln, die sich vom Schädel bis zum Becken erstrecken. Es werden von oben nach unten mehrere Abschnitte unterschieden, darunter die Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule, das Kreuz- und Steißbein. Zwischen den Wirbeln liegen Bandscheiben, die als Stoßdämpfer fungieren und Bewegungen zwischen den Wirbeln ermöglichen. Die Wirbelsäule unterstützt das Körpergewicht, schützt das Rückenmark und ermöglicht durch ihre flexible Struktur sämtliche Bewegungen des Oberkörpers.

Wie entsteht eine Skoliose?

Die genaue Ursache für die Entstehung einer Skoliose ist in über 80% der Fälle unbekannt. In diesen Fällen wird die Skoliose als idiopathisch bezeichnet. Allerdings scheinen genetische Veranlagungen zur Skoliose, neuromuskuläre Erkrankungen (z.B. Muskeldystrophie) und angeborene Fehlbildungen der Wirbelsäule einen Einfluss auf die Ausbildung einer Skoliose zu haben.

Wichtig zu wissen:

Eine Skoliose kann unterschiedliche Schweregrade annehmen, wobei sie von milden Formen, die kaum spürbar sind, bis hin zu schweren Ausprägungen reicht. Letztere können die Lebensqualität der Betroffenen teils erheblich beeinträchtigen.

Wie oft wird eine Skoliose diagnostiziert?

Eine Skoliose tritt bei etwa 2 bis 3% der Bevölkerung auf und wird häufig in den Wachstumsschüben der Kindheit und Jugend diagnostiziert, d.h. im Alter zwischen 10 und 15 Jahren. Insgesamt sind Mädchen häufiger und meist schwerwiegender betroffen als Jungen.

Welche Symptome treten bei einer Skoliose auf?

Das Beschwerdebild kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Zu den möglichen Symptomen einer Skoliose gehören:

  • eine sichtbare seitliche Verkrümmung des Rückens, die C- oder S-förmig sein kann
  • eine ungleiche Höhe von Schultern oder Becken
  • Einschränkungen der Beweglichkeit der Wirbelsäule
  • eine veränderte, z.B. schiefe Körperhaltung, sowie
  • Rückenschmerzen insbesondere bei fortgeschrittenen Ausprägungen einer Skoliose.

Nicht zu unterschätzen ist, dass die körperlichen Veränderungen auch mit einer psychosozialen Belastung einhergehen können. Besonders bei Jugendlichen fällt der Diagnosezeitpunkt meist auf eine Lebensphase, in der das Körperbild eine zentrale Rolle einnimmt.

Wichtig zu wissen:

Die ersten Anzeichen einer Skoliose können oft während eines Wachstumsschubs im Kindes- und Jugendalter auftreten, d.h. kurz vor oder während der Pubertät. Eine frühzeitige Abklärung ist insbesondere bei bekannter familiärer Vorbelastung empfehlenswert. Auch unabhängig von der familiären Veranlagung sollten regelmäßige, kinderärztliche Untersuchungen für ein möglichst frühzeitiges Abfangen einer Skoliose wahrgenommen werden.

Wie wird eine Skoliose diagnostiziert?

Eine körperliche Untersuchung kann erste Anzeichen einer Skoliose aufdecken. Dabei werden zunächst der Schulter- und Beckenstand überprüft. Zudem sollte eine orientierende neurologische Untersuchung Erkrankungen, die das Nervensystem betreffen und der Skoliose zugrundeliegen können, ausschließen. Darüber hinaus ermöglichen bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen in zwei Ebenen oder eine Magnetresonanztomographie (MRT Wirbelsäule) eine genaue Diagnosestellung. Die Bildgebung hilft dabei, das Ausmaß der Verbiegung der Wirbelsäule zu bestimmen und zugrundeliegende Ursachen der Skoliose zu identifizieren.

Wichtig zu wissen:

Wenn Sie sich mit ausgestreckten Beinen nach vorne beugen und dabei von hinten zum Beispiel ein Buckel oder anderweitige Asymmetrien wie Vorwölbungen im Bereich des Rückens sichtbar werden, kann dies ein Hinweis auf eine Skoliose sein.

Wie wird eine Skoliose behandelt?

In einigen Fällen korrigiert sich die Skoliose spontan und benötigt keine Behandlung. Im Allgemeinen ist die Behandlung einer Skoliose jedoch vom Schweregrad der Verbiegung und dem Alter der Betroffenen abhängig, wobei sich sowohl konservative, als auch operative Maßnahmen anbieten. Die konservativen Maßnahmen umfassen eine Physiotherapie, das Tragen eines Korsetts, sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Hierdurch kann bei leicht bis mittelgradig ausgeprägten Formen das Voranschreiten der Skoliose verlangsamt, die Muskulatur gestärkt und die Körperhaltung verbessert werden. In schwergradigeren Fällen kommt möglicherweise ein operativer Eingriff infrage. Dies erfolgt stets mit dem Ziel die Verbiegung zu korrigieren und die Wirbelsäule somit zu stabilisieren. In jedem Fall sollte auch eine psychosoziale Unterstützung angeboten werden.

Eine unbehandelte Skoliose kann zu chronischen Rückenschmerzen, Beeinträchtigungen der Atmung und weiteren Komplikationen führen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung. Denn nur durch rechtzeitiges Handeln kann das Fortschreiten der Skoliose verhindert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.

Zusammenfassung

Eine Skoliose entspricht einer seitlichen Verbiegung der Wirbelsäule, die oft im Jugendalter diagnostiziert wird. Die Erkrankung kann sich unter anderem durch sichtbare Verkrümmungen des Rückens, eine ungleiche Schulter- oder Beckenhöhe, sowie eine veränderte Körperhaltung bemerkbar machen. Eine körperliche Untersuchung liefert erste Hinweise auf das Krankheitsbild, das im Anschluss mithilfe von bildgebenden Verfahren (z.B. Röntgen) bestätigt werden kann. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen, in Abhängigkeit vom Schweregrad der Verbiegung und dem Alter der Betroffenen, von konservativen Maßnahmen (Physiotherapie, Korsettanlage, Kontrolluntersuchungen) bis hin zu chirurgischen Eingriffen. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um potenziell schwerwiegende Folgen (z.B. Beeinträchtigungen der Atmung) zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Quellen

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  7. Trobisch P, Suess O, Schwab F: Idiopathic Scoliosis. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(49): 875–84. DOI: 10.3238/arztebl.2010.0875