Prostatakrebs – OP, fokale Therapie oder Aktive Überwachung? Was soll ich tun?
Prostatakrebs ist in den meisten Fällen heilbar. Damit Sie die richtige Behandlung wählen, ist es wichtig, dass Sie sich an einen Spezialisten wenden, der sich mit den verschiedenen Therapien bei den unterschiedlichen Prostataerkrankungen auskennt. Je nach Grad der Bösartigkeit (Gleason-Score) des Krebses, seiner Größe, Lage und Ausdehnung sowie seiner Risikobewertung sind manche Methoden besser oder weniger gut geeignet. Für die Wahl des Behandlungsverfahrens müssen neben dem Grad der Bösartigkeit, der Größe, Lage und Ausdehnung, das Alter und wesentliche Begleiterkrankungen des betroffenen Mannes berücksichtigt werden. Wichtig ist zudem, ob neben dem Prostatakrebs zusätzlich eine gutartige Prostatavergrößerung besteht, die zu Symptomen beim Wasserlassen und einer Störung der Blasenfunktion geführt hat.
Welche Behandlung ist für mich als Mann mit Prostatakrebs geeignet?
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass beim Prostatakrebs mit niedrigem Risiko der Progression (Gleason-Score 6 (3+3) und/ oder Gleason Score 7 (3+4) / (4+3) mit einem PSA-Wert unter < 10 ng/ml) mehrere der o.g. Auswahlmöglichkeiten zum Tragen kommen. Während ein Prostatakrebs mit hohem Risiko der Progression eher die radikale Therapie vorzuziehen ist. Darüber hinaus lassen sich kaum allgemein gültige Regeln ableiten, die vielen oben genannten Unterschiede erfordern eine individuelle, maßgeschneiderte Behandlung.
Therapiemöglichkeiten bzw. Strategien
1.) Organerhaltende Therapie mittels fokaler TULSA-PRO bei Gleason-Score 6 und 7
Das Konzept der fokalen Therapie ist in der Krebsbehandlung eher der Regelfall, als die Ausnahme. So wird beispielsweise beim Brustkrebs der Frau der Knoten bzw. der mit Krebs befallene Teil der Brust und nicht die gesamte Brustdrüse entfernt. Im Gegensatz zur radikalen Therapie, bei der das Organ komplett oder zerstört wird, folgt die fokale Therapie dem Prinzip: So viel nötig, so wenig wie möglich. Dieses Prinzip vermeidet für den Mann unnötige Risiken und Funktionsverluste (Inkontinenz, Impotenz, Ejakulationsverlust).
Mit der minimal-invasiven Therapie mittels TULSA-PRO lässt sich das Konzept der fokalen Therapie auf die Prostata übertragen. Zerstört werden nur die ausgewählten, vom Krebs betroffenen Bereiche der Prostata. Dies kann mit sehr hoher Präzision gewährleistet werden, da die TULSA-PRO Behandlung im MRT-Gerät durchgeführt und live überwacht wird. Die Zerstörung des Krebses erfolgt bei TULSA-PRO durch Hitze, die durch gezielte Ultraschallwellen berührungslos direkt im Tumor erzeugt wird. Die fokale TULSA-PRO Behandlung ist am besten für Patienten geeignet, die ein lokal begrenztes und niedrig aggressives Prostatakarzinom (Gleason-Score 6 und 7) haben.
Nähere Informationen über die fokale TULSA-PRO Behandlung finden Sie hier: https://www.alta-klinik.de/prostata/therapie/prostatakrebs-behandlung
2. ) Radikale Prostatektomie (Prostata-OP) mittels DaVinci bei Gleason-Score 8 und 9
Bei Prostatakarzinom mit hohem Aggressivitätsgrad ist in den meisten Fällen die radikale Operation unvermeidlich. Bei der radikalen Prostatektomie wird die Prostata vollständig chirurgisch entfernt. Die radikale Therapie erreicht die höchsten Raten der sofortigen und dauerhaften Krebsfreiheit, ist jedoch am häufigsten mit Inkontinenz, Impotenz und Ejakulationsverlust verbunden. Die radikale Prostatektomie kann mittels offener Operation retropubisch (Bauchschnitt), perineal (Dammschnitt), laparoskopisch (Schlüsselloch-Chirurgie) oder laparoskopisch-roboterassistiert (DaVinci) durchgeführt werden. Um das Risiko der Impotenz zu verkleinern, ist auch eine ein- oder beidseitige „nervenschonende“ bzw. „nerverhaltende“ Operationstechnik möglich.
Bei der Prostatektomie mit dem DaVinci-Roboter hat der Operateur aufgrund der geringeren Blutung, der 3-D Bildgebung und starken Vergrößerung bessere Sicht auf die Prostata und benachbarten Organe. Dies, so wie die Freiheitsgrade der Instrumente ermöglich dem Chirurgen mit höchster Präzision zu operieren. Diese Präzision ist wichtig, um das Risiko von Funktionsverlusten zu minimieren.
Nähere Informationen über die radikale Prostatektomie mittels DaVinci finden Sie hier: https://www.alta-klinik.de/prostata/prostata-op/
3. Aktive Überwachung (Active-Surveillance)
Das Konzept der aktiven Überwachung besteht aus einem anfänglich völligen Verzicht auf jede Behandlung. Der Patient lässt in regelmäßigen Abständen mittels PSA-Wertermittlung und MRT-Untersuchung den Krebsherd kontrollieren. Erst wenn bei diesen regelmäßigen Kontrolluntersuchungen ein Fortschreiten des Prostatakrebses erkennbar ist, wird eine Behandlung erforderlich und eingeleitet. Ein Teil der Männer (diejenigen ohne erkennbare Tumorprogression) bleibt dauerhaft unbehandelt, der andere Teil (diejenigen mit erkennbarer Tumorprogression) werden verzögert behandelt.
Krebsfreiheit wird in der Phase der Überwachung nicht erreicht. Da in der Phase der Überwachung keine Behandlung erfolgt, sind die Risiken der Inkontinenz, Impotenz
Welche Untersuchungen sollte ich durchgeführt haben, um für mich die richtige Therapiewahl zu finden
- PSA-Test zur Bestimmung des PSA-Wertes
- Multiparametrische MRT-Untersuchung der Prostata (Die Bewertung die Untersuchung erfolgt häufig nach der PIRADS Klassifikation 1 bis 5)
- Gezielte und systematische MRT-gesteuerte Prostatabiopsie oder Fusionsbiopsie der Prostata
- ggf. PSMA PET/CT, MRT-Ganzkörper oder Knochenszintigraphie
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Warum wird die radikale Prostata-OP von den meisten Männern gefürchtet?
Die Prostata ist eine Vorstehdrüse und für die Produktion eines Sekrets für das Ejakulat verantwortlich. Dabei verlaufen sowohl außerhalb als auch innerhalb der Prostata viele Strukturen, die für die männlichen Funktionen verantwortlich sind. Da diese Strukturen so nah bei der Prostata verlaufen, besteht für den Mann das Risiko, dass bei einer radikalen Prostatektomie (OP) die gesunden Strukturen mitbehandelt und somit beschädigt werden. Männer klagen dann über Inkontinenz, Impotenz und Verlust der Ejakulation.
Die Prostata liegt vor der Harnblase. Von der Harnblase geht die Harnröhre ab, die mitten durch die Prostata verläuft. Oberhalb und unterhalb der Prostata an der Harnröhre hat der Mann jeweils einen Schließmuskel. Der obere Schließmuskel ist der innere Schließmuskel und der untere Schließmuskel ist der äußere. Der äußere Schließmuskel ist wichtig für den Mann, damit er das Wasser halten kann – ergo kontinent bleibt. Hinten, zwischen der Prostata und Dickdarm, liegen die neurovaskulären Bündel, jeweils am rechten und linken Prostatalappen, die für die Potenz verantwortlich sind. Da diese Nervenstränge an der Prostata vernetzt sind, ist auch hier das Risiko gegeben, dass durch die operative Entfernung der Prostata die Nerven verletzt werden und der Mann danach impotent wird
Und der dritte Faktor ist die Ejakulation. Dabei verlaufen von der Samenblase bis zur Prostatainnenzone die Samenleiter. Durch die Samenleiter wird das Ejakulat in die Prostata und von der Prostata mit einem weiteren Sekret in die Harnblase gepumpt, so dass der Mann bei einem Orgasmus eine natürliche Ejakulation erlebt. Da von der Samenblase die Samenleiter in die Prostata münden, kann nach einer radikalen Prostatektomie die Ejakulation nicht erhalten bleiben.
Diese Risiken, die eine radikale Prostatektomie mit sich bringen, führen dazu, dass Männer Angst vor einer Behandlung haben. Viele Männer reden sich ein, da Prostatakrebs in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich ist, dass sie an einem niedrig aggressiven Prostatakrebs erkrankt sind – ohne eine ausführliche Diagnostik.
Deswegen sind Sie gut beraten, wenn Sie zunächst abklären, welchen Gleason-Score Sie haben, wie groß der oder die Tumore sind, ob diese lokal begrenzt sind oder schon kapselüberschreitend mit ggf. metastasierendem Verlauf. Mit einer genauen Diagnostik fängt die richtige Therapiewahl für Sie an.
Quellen
- Basiswissen Urologie, Thomas Gasser, 7. Auflage (2019)
- BASICS Urologie, Christoph Hammes, 5. Auflage (2022)
Dieser Medizinbeitrag über Prostatakrebs entspricht den medizinischen Leitlinien, den Vorgaben der medizinischen Fachliteratur sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern verfasst und am 07.12.2022 aktualisiert.
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