Harnsteine: Begünstigende Faktoren, Symptome, Behandlung und Vorbeugung
Leiden Sie unter Harnsteinen? Harnsteine können schmerzhaft sein und zu schweren medizinischen Komplikationen führen. Aber keine Sorge, es gibt Möglichkeiten, sie zu behandeln und zu verhindern! In diesem Medizinbeitrag erörtern wir die Ursachen, die Behandlung und die Vorbeugung von Harnsteinen, damit Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen können.
Auf einen Blick
- Harnsteine entsprechen kristallartigen Ablagerungen im Bereich der Harnwege (Niere, Harnleiter, Harnblase, Harnröhre), welche mit steigender Tendenz auftreten.
- Die Bildung von Harnsteinen kann durch gewisse Lebensumstände (z.B. unausgewogene Ernährung, niedrige Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel) begünstigt werden. Auch eine familiäre Vorbelastung und einige Vorerkrankungen, die mitunter die ableitenden Harnwege und den Stoffwechsel betreffen, fördern die Entstehung von Harnsteinen.
- Harnsteine rufen größe- und lageabhängig Symptome hervor. Hierunter können Beschwerden beim Wasserlassen, Blut im Urin und ein allgemeinen Unwohlsein auffallen. Falls es zu Schmerzen kommt, erscheinen diese meist kolikartig, d.h. in Form von Wehen.
- Im Anschluss an eine medikamentöse Schmerzlinderung kann abgewägt werden, ob ein spontaner oder medikamentös unterstützter Steinabgang abgewartet werden kann. Falls dieser nicht in Aussicht ist, kann die Steinentfernung interventionell erfolgen, sodass dieser beispielsweise zertrümmert und ausgepült oder herausgezogen wird.
- Für die Vorbeugung von Harnsteinen bietet sich eine Bewegungssteigerung, eine Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr, sowie eine Beseitigung von Risikofaktoren an. Zudem kann eine Ernährungsanpassung in Abhängigkeit von der vorliegenden Steinart erfolgen.
Was sind Harnsteine?
Harnsteinerkrankungen werden in der Fachsprache als Urolithiasis bezeichnet. Die Steine entsprechen kristallartigen Ablagerungen im Bereich der ableitenden Harnwege und können demnach die Niere (Nephrolithiasis), Harnleiter (Ureterolithiasis), Harnblase (Zystolithiasis), wie auch die Harnröhre (Urethralithiasis) betreffen. Dabei treten etwa 97% aller Harnsteine im Bereich der beiden Nieren und den daraus hervorgehenden Harnleitern auf.
Harnsteine betreffen Männer etwas häufiger als Frauen und werden vor allem in dem Alter zwischen 30 und 50 Jahren entdeckt. Insgesamt tritt das Beschwerdebild häufig auf. Dies wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass sich das Neuauftreten von Harnsteinen (Inzidenz) in den letzten 30 Jahren verdreifacht hat.
Welche Steinarten existieren?
Grundsätzlich können anorganische und organische Harnsteine vorkommen, wobei meist gemischte Formen vorliegen. Zu den anorganischen Steinen zählen Kalziumoxalat-, Kalziumphosphat- und Magnesiumammoniumphosphatsteine, während die organische Gruppe Harnsäure-, Zystin- und Xanthinsteine umfasst. In bis zu 75% aller Fälle treten oxalathaltige Harnsteine auf.
Wie bekommt man Harnsteine?
Harnsteine werden in der Niere gebildet und können entweder dort verbleiben oder entlang der Harnwege weiter in Richtung Harnleiter, Harnblase oder Harnröhre wandern. Hiervon ausgenommen sind Blasensteine, welche meist aufgrund einer Harnabflussbehinderung direkt in der Harnblase gebildet werden.
Allgemein kann das Auftreten von Harnsteinen durch viele Lebensumstände begünstigt werden. Hierzu gehören u.a.:
- kochsalzreiche Ernährung
- übermäßiger Genuss von (v.a. tierischen) Proteinen
- zu geringe Trinkmengen
- Übergewicht
- mangelnde Bewegung
- Stress
- regelmäßige Einnahme von bestimmten Medikamenten wie etwa Antibiotika
Auch eine familiäre Vorbelastung und einige Vorerkrankungen können das Auftreten von Harnsteinen fördern. Hierzu zählen mitunter:
- Harnabflussstörungen durch anatomische Besonderheiten (Harnleiterengen, Verengungen durch ein Prostataadenom, Harnröhrenstrikturen) oder vorliegende Fremdkörper (z.B. Katheter)
- Harnwegsinfekte wie etwa Entzündungen der Harnblase (Zystitis) und der Harnröhre (Urethritis)
- Stoffwechseldefekte (z.B. Metabolisches Syndrom, Hyperparathyreoidismus, Renal-tubuläre Azidose)
Welche Symptome treten bei Harnsteinen auf?
Im Allgemeinen rufen Harnsteine größe- und lageabhängig Beschwerden hervor. Vor allem kleine Harnsteine können asymptomatisch sein, d.h. ohne Beschwerden auftreten und allein zufällig entdeckt werden. Falls Betroffene Beschwerden äußern, handelt es sich möglicherweise um vermehrten Harndrang, erschwertes oder schmerzhaftes Wasserlassen oder das Auftreten von Blut im Urin (Hämaturie). Eventuell kommt eine Beeinträchtigung des Allgemeinzustands hinzu mit Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen und/oder allgemeiner Unruhe.
Welche Schmerzen entstehen bei Harnsteinen?
Schmerzen im Rahmen von Harnsteinen entstehen lageabhängig und können unterschiedlich ausgeprägt sein. Zum Beispiel können sich Blasensteine über Schmerzen oberhalb des Schambeins und Nierensteine über Flankenschmerzen auf der betroffenen Seite bemerkbar machen. Falls es zu einer Verschiebung des Schmerzhöhepunkts und seiner Ausstrahlung kommt, spricht dies für eine Lageänderung des Steins. So können die anfänglichen Flankenschmerzen im Rahmen eines Nierensteins bei einer Lageänderung u.a. in Schmerzen übergehen, welche in Richtung des Unterbauchs ausstrahlen. Falls es zu einer Blockade der ableitenden Harnwege durch den Stein kommt, äußern sich die Schmerzen wahrscheinlich wehenartig, d.h. in Form von Koliken, welche teilweise stundenlang anhalten können. Auch kann durch die Steinblockade ein Harnaufstau (Urinstase) ausgelöst werden, welcher möglicherweise eine Infektion des gestauten Harns auslöst und darüber hinaus die Nierenfunktion in Mitleidenschaft zieht.
Was kann man gegen Harnsteine tun?
Die Behandlung von Harnsteinen erfolgt in Abhängigkeit von dem Krankheitszustand und der Untersuchungsbefunde. In jedem Fall sollte jedoch die zugrundeliegende Ursache nach Möglichkeit beseitigt werden (z.B. Behandlung einer Harnwegsinfektion, operative Aufhebung einer Harnabflussstörung). Falls Schmerzen vorhanden sind, sollten diese medikamentös gelindert werden, z.B. mittels krampflösender Substanzen. Falls eine Steinbefreiung notwendig ist, kann diese konservativ oder interventionell erfolgen.
Konservative Steinbefreiung
In einigen Fällen wird vorerst abgewartet bis sich der Stein spontan beim Wasserlassen ablöst. Dieser Prozess kann über eine mäßige körperliche Betätigung und Erhöhung der Trinkmenge unterstützt werden. In anderen Fällen kommt möglicherweise ein medikamentös unterstützter Steinabgang (z.B. mittels Tamsulosin) infrage.
Über 80% aller Harnsteine gehen spontan ab. Ein natürlicher Steinabgang kann insbesondere bei kleinen Harnsteinen vorkommen ohne, dass dies von Betroffenen wahrgenommen wird.
Interventionelle Steinbefreiung
Falls der Krankheitsverlauf keine konservative Steinbefreiung erhoffen lässt, kommen verschiedene interventionelle Behandlungen in Abhängigkeit von der Lage, Form und Größe des Harnsteins zum Einsatz. So kann ein Harnstein mithilfe von elektromagnetischen Schallwellen (sog. extrakorporale Stoßwellenlithotripsie) zertrümmert und ausgepült oder im Laufe einer Spiegelung (Endoskopie) der Harnwege z.B. mithilfe einer Zange herausgezogen werden. Zudem besteht vor allem bei größeren Nierensteinen die Möglichkeit, ein Endoskop über einen erweiterten Einstich durch die Haut in Richtung Niere einzuführen um den Stein zu entfernen (sog. perkutane Nephrolithotomie/-lapaxie).
Darüber hinaus sollte im Falle eines Harnstaus schnellstmöglich eine Harnableitung eingeleitet werden um weitere Komplikationen zu verhindern.
Wichtig ist, dass der Harnstein im Anschluss an dessen Abgang geborgen wird damit eine physikalische und chemische Steinanalyse erfolgen kann. Optimalerweise wird der Stein hierfür beim Wasserlassen mithilfe eines Siebs herausgefiltert.
Kann man Harnsteine vorbeugen?
Da Harnsteine in bis zu 80% der Fälle rezidivieren, d.h. immer wiederkehren und mit beeinträchtigenden Beschwerden und Folgen einhergehen können, ist eine Vorbeugung von hoher Bedeutung. Allgemein wird eine Steigerung der körperlichen Betätigung und der Trinkmenge auf etwa 2,5 bis 3 Liter täglich empfohlen. Zudem ist eine Beseitigung von Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Stress, unausgewogene Ernährung, Behandlung zugrundeliegender Erkrankungen) wünschenswert.
Wenn eine Steinanalyse vorliegt, kann außerdem in Abhängigkeit von der Steinart eine Ernährungsanpassung erfolgen. Demnach können beispielsweise bei Steinen, die Oxalat enthalten, oxalatreiche Lebensmittel (z.B. Spinat, Rote Bete, Rhabarbar, Kakao) vermieden und eine ausreichende Kalziumzufuhr über die Nahrung angestrebt werden.
Fazit vom Mediziner
Wenn Harnsteine unbehandelt bleiben, kann dies zu ernsten gesundheitlichen Komplikationen führen und Nierenschäden oder sogar Nierenversagen verursachen. Es ist wichtig, dass Sie bei Anzeichen oder Symptomen von Harnsteinen einen Arzt aufsuchen und dessen Ratschläge zur Behandlung und Prävention befolgen. Indem Sie Ihre Ernährung umstellen, sich mehr bewegen und ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, können Sie Ihr Risiko, Harnsteine zu entwickeln, verringern.
Quellen
- Basiswissen Urologie, Thomas Gasser, 7. Auflage (2019)
- BASICS Urologie, Christoph Hammes, 5. Auflage (2022)
- Urologie, Richard Hautmann, Jürgen E. Gschwend, 5. Auflage (2014)
- Fisang C, Anding R, Müller SC, Latz S, Laube N: Urolithiasis—an interdisciplinary diagnostic, therapeutic and secondary preventive challenge. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 83–91. DOI: 10.3238/arztebl.2015.0083
- Walther, S. Ihr Arsenal gegen Harnsteine. MMW – Fortschritte der Medizin 152, 42–45 (2010). https://doi.org/10.1007/BF03366461
Dieser Medizinbeitrag über Harnsteine entspricht den medizinischen Leitlinien, den Vorgaben der medizinischen Fachliteratur sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern verfasst und am 09.01.2023 aktualisiert.
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