Nierensteine (Nephrolithiasis): Ursache, Symptome, Behandlung und OP

Leiden Sie unter Nierensteinen? Nierensteine können schmerzhaft sein und lassen sich nur schwer wieder loswerden. Aber keine Sorge, es gibt Behandlungen, die Ihnen helfen, Ihren Zustand in den Griff zu bekommen. In diesem Medizinbeitrag erfahren Sie mehr über die Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Operationen bei Nierensteinen sowie wie Sie ein erneutes Auftreten verhindern können. Vom Verständnis der Grundlagen bis hin zu Ratschlägen für Ernährungs- und Lebensstiländerungen haben wir alles, was Sie über Nierensteine wissen müssen. Lesen Sie also weiter.

Auf einen Blick

  • Nierensteine (auch: Nephrolithiasis) entsprechen einer Form von Harnsteinen, die sich in der Niere befinden. Das Beschwerdebild ist gekennzeichnet durch seine zunehmende Häufigkeit und betrifft vor allem Menschen mittleren Alters.
  • Zu den begünstigenden Faktoren zählen z.B. Ernährungs- und Trinkgewohnheiten, Bewegungsmangel, Medikamenteneinnahme, Stoffwechselstörungen und eine familiäre Vorbelastung.
  • Betroffene können symptomfrei sein oder Beschwerden in Form von Flankenschmerzen äußern. Bei einer Abflussbehinderung durch den Stein können die Schmerzen zudem wandern, wehenartig auftreten und von weiteren Symptomen begleitet werden, die den Allgemeinzustand beeinträchtigen (z.B. Unruhe, Fieber, Übelkeit).
  • Nach der Befragung der Betroffenen stehen eine körperliche Untersuchung, die Entnahme einer Blut- und Urinprobe, wie auch die Bildgebung (z.B. Ultraschalluntersuchung des Bauchraums) an.
  • Im Vordergrund steht zunächst eine angemessene Schmerzentlastung der Betroffenen. Für die Steinbefreiung bieten sich sowohl konservative, als auch interventionelle Methoden an. Die Gewinnung des Harnsteins ist in jedem Fall essenziell für die anschließende Steinanalyse.
  • Da Rezidive häufig vorkommen, ist eine Vorbeugung von hoher Bedeutung. Hierfür werden allgemein eine Steigerung der körperlichen Bewegung und der Flüssigkeitszufuhr, sowie eine steinartspezifische Ernährungsumstellung empfohlen.

 

Was sind Nierensteine?

Nierensteine Illustration und Darstellung

Nierensteine Illustration und Darstellung

Das Nierensteinleiden, auch bezeichnet als Nephrolithiasis, entspricht einer Unterform des Harnsteinleidens, bei der kristallartige Ablagerungen in der Niere aufzufinden sind. Harnsteine entstehen in der Niere und können hier vorerst verbleiben oder aber entlang der ableitenden Harnwege weiterwandern. Man geht davon aus, dass 97% aller Harnsteine in den Nieren und den daraus hervorgehenden Harnleitern auftreten.

Wer ist von Harnsteinen betroffen?

In Deutschland hat sich die Anzahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) an Harnsteinen innerhalb der letzten 10 Jahre nahezu verdreifacht. Betroffen sind überwiegend Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, wobei Männer dies etwas häufiger widerfahren als Frauen.

Wodurch wird das Auftreten von Harnsteinen gefördert?

Das Vorkommen von Harnsteinen kann durch viele Faktoren begünstigt werden. Hierzu gehört z.B. eine kochsalzreiche Ernährung und ein übermäßiger Konsum von (v.a. tierischen) Eiweißen, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr, Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress wie auch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten (z.B. Antibiotika). Darüber hinaus können Harnwegsinfekte, Behinderungen des Harnabflusses (z.B. bei Harnleiterengen, Verengungen durch ein Prostataadenom, Harnröhrenstrikturen), Stoffwechseldefekte (z.B. Metabolisches Syndrom, Hyperparathyreoidismus, Renal-tubuläre Azidose) und eine familiäre Vorbelastung die Anfälligkeit für das Auftreten von Harnsteinen erhöhen.

Da die Größe der Steine von wenigen Mikrometern bis hin zu mehreren Zentimetern reicht, kann das Beschwerdebild unterschiedlich ausgeprägt sein. Nierensteine können durchaus keine Beschwerden verursachen und werden in diesem Fall als asymptomatisch bezeichnet.

Wenn Symptome auftreten, handelt es sich allerdings typischerweise um unterschiedlich starke Flankenschmerzen auf der betroffenen Seite. Sobald der Abfluss des in der Niere produzierten Harns durch den vorliegenden Stein behindert wird (z.B. bei einem Übertritt des Steins in Richtung Harnleiter), kann ein kolikförmiger, d.h. wehenartiger Schmerz plötzlich einsetzen und minuten- bis stundenlang anhalten. Eine Wanderung bzw. Ausstrahlung der Schmerzen in Richtung der Blase, Geschlechtsorgane oder Innenseite des Oberschenkels geht mit einer Veränderung der Lage des Harnsteines einher. Der Schmerz kann von weiteren Symptomen, wie etwa allgemeiner Unruhe, Fieber, Übelkeit, Erbrechen oder Beschwerden beim Wasserlassen (Dysurie) und dem Vorliegen von Blut im Urin (Hämaturie) begleitet werden. Zu den möglichen Komplikationen zählen u.a. ein Harnaufstau, eine Infektion, wie auch ein Nierenversagen.

Wie wird das Vorliegen von Nierensteinen festgestellt?

Nierensteine Symptome und Anzeichen

Nierensteine Symptome und Anzeichen

Zunächst ist eine medizinische Befragung notwendig um die Situation der Betroffenen einschätzen zu können. Hierbei wird vor allem auf die Beschwerden, wie auch auf die Ernährungsgewohnheiten und Einnahme von Medikamenten eingegangen. Anschließend wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, gefolgt von einer Blutentnahme und Urinprobe. Bildgebende Verfahren wie etwa eine Ultraschalluntersuchung und eine Röntgenaufnahme des Bauchraums bieten sich für die Darstellung von Harnsteinen und möglicher Komplikationen an. Eine sehr verlässliche Aussage über das Vorliegen eines Harnsteins, sofern verfügbar, liefert ein Spiral-CT (Computertomographie) des Bauchraums. Einen Hinweis über die konkreten Bedingungen, unter denen ein Harnstein entstanden ist, kann eine chemische und physikalische Analyse des Harnsteines im Anschluss an dessen Abgang liefern.

Welche Steinarten gibt es?

Unterschieden werden anorganische und organische Harnsteine, wobei die meisten Steine als Mischsteine vorliegen. Zu der anorganischen Gruppe gehören Kalziumoxalat-, Kalziumphosphat- und Magnesiumammoniumphosphatsteine, während Harnsäure-, Zystin- und Xanthinsteine zu den organischen Harnsteinen zählen. Am häufigsten sind oxalathaltige Harnsteine, welche in bis zu 75% aller Fälle auftreten.

In Abhängigkeit von den klinischen Beschwerden und den vorliegenden Befunden stehen konservative und interventionelle Behandlungsschritte zur Verfügung.

Konservative Behandlungsoptionen

Falls Schmerzen vorhanden sind, sollten diese in erster Linie behandelt werden, z.B. mittels krampflösender Schmerzmittel. Eventuell kann zunächst abgewartet werden bis der Stein auf natürlichem Wege, d.h. mit dem Urin abgelassen wird. Gerade kleine Nierensteine können spontan abgehen, ohne dass dies von Betroffenen bemerkt wird. Allgemein kann ein Abgang von Harnsteinen mithilfe von körperlicher Bewegung und einer gesteigerten Flüssigkeitszufuhr unterstützt werden. Bei bestimmten Steinarten kann zudem eine medikamentöse Herbeiführung des Steinabgangs in Erwägung gezogen werden. Wünschenswert ist in jedem Fall, dass der Urin beim Wasserlassen durch ein Sieb gefiltert wird, damit Steine aufgefangen werden und im Anschluss für eine Harnsteinanalyse zur Verfügung stehen.

Interventionelle Behandlungsoptionen

Interventionelle Behandlungen können in Erwägung gezogen werden, wenn ein spontaner Steinabgang nicht zu erwarten ist oder die Lage und Größe des Steins bzw. eine hervorgerufenene Komplikation keine konservative Therapie zulässt. In Abhängigkeit von der Größe, Form und Lage der Harnsteine können eine extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWL), Ureterorenoskopie (URS) oder perkutane Nephrolithotomie/-lapaxie (PCNL) in Betracht gezogen werden. So kann bei einer ESWL ein Harnstein mithilfe der gezielten Anwendung von elektromagnetischen Schallwellen zertrümmert und mit dem Urin ausgeschieden werden. Die Ausscheidung kann dabei allerdings mehrere Tage bis Wochen beanspruchen. Im Laufe einer Spiegelung des Harnleiters und der Niere (URS) über den Weg der Harnröhre und -blase kann ein dargestellter Harnstein zertrümmert und/oder direkt herausgezogen werden. Im Rahmen einer PCNL wird ein Harnstein über ein Endoskop, welches in einen zuvor erweiterten Stichkanal eingeführt wird und die Niere mit der Hautoberfläche verbindet, entfernt, was gerade bei größeren Steinen von Bedeutung ist. Die beschriebenen interventionellen Behandlungsmethoden können mehrere Sitzungen beanspruchen und bei Bedarf auch in Kombination miteinander zum Einsatz kommen.

Wie lange dauert es bis ein Nierenstein raus kommt?

Nierensteine sind harte Ablagerungen von Mineralien und Salzen, die sich im Inneren Ihrer Nieren bilden. Wenn sie groß genug werden, können sie den Urinfluss blockieren und starke Schmerzen verursachen. Nierensteine verschwinden oft von selbst, ohne bleibende Schäden zu verursachen. Wenn sie sich jedoch im Harnleiter (dem Schlauch, der den Urin von der Niere zur Blase leitet) festsetzen, können sie den Urinfluss blockieren und eine Nierensteinoperation erforderlich machen, um einen großen Stein zu entfernen, der Schmerzen verursacht oder die Harnwege blockiert. In den meisten Fällen sind die Nierensteine klein genug, um die Harnwege zu passieren, ohne Schmerzen zu verursachen. Wie lange es genau dauert, bis ein Nierenstein entfernt wird, hängt von seiner Größe und Lage ab. Bei Nierensteinen, die klein genug sind, um den Harnleiter zu passieren, dauert es oft nur ein paar Tage, während es bei größeren Steinen Wochen oder länger dauern kann. In manchen Fällen müssen Nierensteine manuell durch eine Operation entfernt werden. Wenn Sie glauben, dass Sie einen Nierenstein haben, sollten Sie unbedingt Ihren Arzt aufsuchen, damit er das Problem diagnostizieren und einen Behandlungsplan erstellen kann.

Woraus besteht die Nachsorge?

Sofern eine Symptomfreiheit im Anschluss an die Behandlung besteht, ist lediglich eine Ultraschallkontrolle innerhalb von drei Monaten notwendig. Falls zwischenzeitlich Beschwerden auftreten oder der Verdacht auf das Vorliegen von Steinresten besteht, kann ein bildgebendes Verfahren (z.B. CT) erforderlich sein.

Wie kann das Wiederkehren von Harnsteinen vorgebeugt werden?

Das Vorbeugen von wiederkehrenden Harnsteinen (Rezidiv) ist von hoher Bedeutung, da ohne jegliche Maßnahmen im Anschluss an ein Harnsteinleiden in 50 bis 80% aller Fälle mit einem Rezidiv zu rechnen ist.

Nierensteine - Frau trinkt Wasser

Allgemein kann sich eine Aktivitätssteigerung und eine erhöhte und regelmäßige Flüssigkeitszufuhr als vorteilhaft erweisen. Wichtig ist auch die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung, wie etwa von einem vorliegenden Harnwegsinfekt. Auch eine Beseitigung von Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Bewegungsmangel, kochsalzreiche Ernährung) sollte angestrebt werden. Steinartspezifisch kann zudem eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten erfolgen. So wird z.B. im Falle der am häufigsten vorkommenden oxalathaltigen Steine eine ausreichende Kalziumzufuhr über die Nahrung und das Vermeiden von oxalatreichen Lebensmitteln (z.B. Spinat, Rhabarber, Kakao) empfohlen.

Fazit vom Mediziner

Nierensteine können schmerzhaft sein und Ihr tägliches Leben erheblich beeinträchtigen. Mit dem richtigen Behandlungsplan können Sie Ihre Nierensteinsymptome jedoch erfolgreich reduzieren oder beseitigen. Eine Nierensteinoperation ist eine wirksame Methode, um große Steine zu entfernen, die starke Schmerzen verursachen oder die Harnwege blockieren könnten. Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten kann dazu beitragen, das erneute Auftreten von Harnsteinen zu verhindern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um Ihr Risiko für Nierensteine zu verringern.

Quellen

  • Basiswissen Urologie, Thomas Gasser, 7. Auflage (2019)
  • BASICS Urologie, Christoph Hammes, 5. Auflage (2022)
  • Urologie, Richard Hautmann, Jürgen E. Gschwend, 5. Auflage (2014)
  • Fisang C, Anding R, Müller SC, Latz S, Laube N: Urolithiasis—an interdisciplinary diagnostic, therapeutic and secondary preventive challenge. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 83–91. DOI: 10.3238/arztebl.2015.0083
  • Walther, S. Ihr Arsenal gegen Harnsteine. MMW – Fortschritte der Medizin 152, 42–45 (2010). https://doi.org/10.1007/BF03366461

Dieser Medizinbeitrag entspricht den medizinischen Leitlinien, den Vorgaben der medizinischen Fachliteratur sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern verfasst und am 28.11.2022 aktualisiert.

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