Hodenkrebs (Hodenkarzinom): Symptome, Diagnose und Therapie

Wurde bei Ihnen oder jemandem, den Sie kennen, kürzlich Hodenkrebs diagnostiziert? Hodenkrebs ist eine ernste Erkrankung, aber sie muss nicht beängstigend sein. In diesem Medizinbeitrag erklären wir Ihnen die Symptome von Hodenkrebs, wie er diagnostiziert und behandelt wird und warum eine Nachsorge wichtig ist.

Auf einen Blick

  • Hodenkrebs (auch: Hodenkarzinom) ist ein seltenes Krankheitsbild, welches einer bösartigen Neubildung im Bereich der Hoden entspricht. Es sind überwiegend jüngere Männer im Alter von 20 bis 35 Jahren betroffen.
  • Das Vorliegen einer einseitigen, meist schmerzlosen Schwellung des Hodens geht mit einem dringend abzuklärenden Verdacht auf ein Hodenkarzinom einher. Für die Sicherung der Diagnose ist die Entnahme einer Gewebeprobe des betroffenen Hodens mit einer anschließenden histologischen Untersuchung notwendig.
  • Fast immer wächst das Karzinom schnell und metastasiert frühzeitig. Primär ist daher eine operative Entfernung des betroffenen Hodens notwendig. Außerdem stehen für die Behandlung in Abhängigkeit von der Art und Ausdehnung des Karzinoms eine engmaschige Überwachung, Chemo- und Strahlentherapie, wie auch die operative Entfernung der verbliebenen Metastasen zur Verfügung.

 

Was ist Hodenkrebs?

Hodenkrebs Illustration

Darstellung von Hodenkrebs

Hodenkrebs, auch bezeichnet als Hodenkarzinom, entspricht einer bösartigen Neubildung, die die männlichen Keimdrüsen (Hoden) befällt. Die Erkrankung betrifft hauptsächlich junge Männer im Alter von 20 bis 35 Jahren und macht zwischen ein und zwei Prozent aller bösartigen Neuerkrankungen des Mannes aus. Insgesamt tritt ein Hodenkarzinom, mit bis zu 10 jährlichen Neuerkrankungen pro 100000 Einwohner, selten auf, allerdings stellt es den häufigsten Tumor bei jungen Männern dar. Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Hodenkarzinoms sind bislang unbekannt. Allerdings geht ein gestörter Abstieg der Hoden (Maldescensus testis) mit einem bis zu zehnfach erhöhten Risiko für das Auftreten einer Neubildung einher.

Was sind die Anzeichen von Hodenkrebs?

Typischerweise ist bei einem Hodenkarzinom ein einseitig verhärteter bzw. vergrößerter, schmerzloser Hoden aufzufinden. Jedoch ist auch im Falle einer schmerzhaften Vergrößerung ein Hodenkarzinom zwingend auszuschließen. Zusätzlich kann es im Falle von Metastasen, die entlang der Lymphknoten und/oder der Blutbahn auftreten können, beispielsweise bei dem Befall des Skeletts zu Knochenschmerzen kommen.

Wichtig zu wissen:

Männer sollten ihre Hoden beidseits regelmäßig nach Auffälligkeiten abtasten. Dabei sollte der Hoden mit einer Hand fixiert werden, während die andere Hand das Organ untersucht. Normalerweise sollten beide Hoden eine gleichmäßige, fischschwarmartige Konsistenz haben. Falls eine Fixierung, Größenzunahme oder eine Knotenbildung im Bereich der Hoden bemerkt wird, ist eine notfallmäßige ärztliche Abklärung unverzichtbar!

 

Wie kann man Hodenkrebs erkennen?

Im Rahmen einer Erstbeurteilung ist eine ausführliche Befragung des Patienten in Kombination mit einer Betrachtung und dem Abtasten beider Hoden richtungsweisend. Anschließend helfen bildgebende Verfahren die Symptome weiter einzugrenzen. Hierfür kann eine Ultraschalluntersuchung der Hoden oder auch eine Durchleuchtung des Hodeninhalts (sog. Diaphanoskopie) erfolgen. Im Rahmen einer Blutentnahme können Tumormarker abgenommen werden, zu denen das AFP (alpha-Fetoprotein) und ß-HCG (humanes Choriongonadotropin) zählt. Die vorliegenden Werte sind dabei von Bedeutung um das Karzinom im Hinblick auf die Gewebsherkunft einzuordnen, während deren weiterer Verlauf wichtig ist um die Nachsorge zu orientieren. Zusätzliche Auskunft liefert die Bestimmung der LDH (Laktatdehydrogenase) im Blut, welche einen allgemeinen Zellzerfall, wie er auch im Rahmen eines Karzinoms auftreten kann, widerspiegelt. Die Diagnose wird letztendlich erst anhand der histologischen, d.h. unter dem Mikroskop erfolgten, Betrachtung einer Gewebeprobe des betroffenen Hodens gesichert. Zur Beurteilung der Tumorausbreitung können weitere bildgebende Untersuchungen wie etwa eine Computertomographie (CT) des Bauch- und Brustraums und/oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns hinzugezogen werden.

Welche klinischen Stadien gibt es?

Allgemein sind die klinischen Stadien I bis III zu unterscheiden. Ist der Befall nur auf die Hoden begrenzt, ohne dass Metastasen vorliegen, wird dies als Stadium I bezeichnet. Falls Lymphknoten unterhalb des Zwerchfells mitbetroffen sind, handelt es sich um das Stadium II. Wenn Metastasen oberhalb des Zwerchfells auftreten, spricht man vom Stadium III.

Wie lässt sich Hodenkrebs behandeln?

Hodenkrebs behandeln

Eine rasche Einleitung der Behandlung ist von hoher Bedeutung, da das Hodenkarzinom fast immer schnell wächst und frühzeitig metastasiert. Eine erfolgreiche Behandlung ist heutzutage möglich und eine ungünstige Prognose ergibt sich mittlerweile höchstens bei Patienten mit einer weit fortgeschrittenen Streuung des Karzinoms.

Zielführend ist in erster Linie die operative Entfernung des betroffenen Hodens (sog. Orchiektomie) einschließlich des gleichseitigen Samenstrangs. Für den Fall, dass die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, wird das Einfrieren von Spermien (Kryokonservierung) noch vor dem operativen Eingriff empfohlen. Nach der operativen Maßnahme kann eine engmaschige Überwachung oder eine Chemotherapie (Cisplatin, Etoposid, Bleomycin), eventuell in Kombination mit der Bestrahlung von befallenen Körperregionen in Abhängigkeit von Art und Stadium des Karzinoms erfolgen. Außerdem besteht die Möglichkeit, verbleibende Metastasen operativ zu entfernen (sog. Lymphadenektomie).

Wieso ist eine Nachsorge wichtig?

Eine konsequente Nachsorge mittels bildgebender Verfahren (z.B. Ultraschall, Röntgen) und einer Verlaufskontrolle der Tumormarker ist nicht zu unterlassen. Denn zum einen ist nach der Behandlung ein Wiederauftreten auf derselben Seite (Rezidiv) möglich, zum anderen ist aber auch das Risiko für den Befall der Gegenseite deutlich erhöht. Falls dies auftreten sollte, kommt eventuell eine Behandlung mittels Chemotherapie in hoher Dosis und einer Stammzelltransplantation infrage.

Fazit vom Mediziner

Hodenkrebs ist eine ernste Form von Krebs, die eine schnelle Diagnose und Behandlung erfordert. Bei frühzeitiger Erkennung ist eine erfolgreiche Behandlung möglich und die Prognose ist gut. Die Nachsorge spielt eine wichtige Rolle, um eine langfristige Remission von Hodenkrebs zu gewährleisten und das Risiko eines Rückfalls oder einer Metastasierung zu verringern. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei ihrem Urologen sind wichtig, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Denken Sie daran: Hodenkrebs ist behandelbar und Sie können gesund werden!

Quellen

  • BASICS Urologie, Christoph Hammes, 5. Auflage (2022)
  • Basiswissen Urologie, Thomas Gasser, 7. Auflage (2019)
  • Kälin M, Mauti L, Pless M. Diagnostik, Therapie und Nachsorge beim Hodenkarzinom [Testicular Cancer: Diagnostics, Therapy and Follow Up]. Praxis (Bern 1994). 2016 May 25;105(11):643-8. German. doi: 10.1024/1661-8157/a002364. PMID: 27223417.
  • Urologie, Richard Hautmann, Jürgen E. Gschwend, 5. Auflage (2014)

Dieser Medizinbeitrag entspricht den medizinischen Leitlinien, den Vorgaben der medizinischen Fachliteratur sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern verfasst.

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