Stille Infektionen erkennen: Warum regelmäßige Tests wichtig sind

Sexuell übertragbare Infektionen (STDs) gehören zu den häufigsten, aber oft auch am meisten unterschätzten Gesundheitsproblemen. Während manche Infektionen mit starken Symptomen einhergehen, verlaufen viele andere vollständig symptomlos oder mit nur leichten Beschwerden, die oft mit anderen Krankheiten verwechselt werden. Diese stillen Infektionen sind besonders gefährlich, weil sie unbehandelt langfristige gesundheitliche Schäden verursachen und unbemerkt an andere weitergegeben werden können.

Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass sie gesund sind, solange sie keine Beschwerden haben. Doch gerade bei Chlamydien, HPV, HIV oder Syphilis kann eine Infektion lange unbemerkt bleiben, während sie sich im Körper ausbreitet. Regelmäßige Tests sind die einzige Möglichkeit, um stille Infektionen rechtzeitig zu erkennen und schwerwiegende Folgen zu verhindern.

Auf einen Blick

  • Viele sexuell übertragbare Infektionen verursachen keine Symptome oder nur unspezifische Beschwerden
  • Unbehandelte Infektionen können zu Unfruchtbarkeit, chronischen Entzündungen oder Krebserkrankungen führen
  • Regelmäßige Tests helfen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln
  • Besonders häufig bleiben Chlamydien, HPV, HIV, Syphilis und Gonorrhö unbemerkt
  • Safer-Sex-Praktiken reduzieren das Risiko, aber Kondome bieten keinen vollständigen Schutz
  • STD-Tests sind schnell, diskret und mittlerweile auch als Heimtest verfügbar

Was sind stille Infektionen?

Stille Infektionen sind sexuell übertragbare Krankheiten, die keine oder nur sehr milde Symptome verursachen. Viele Betroffene bemerken sie nicht oder deuten leichte Beschwerden wie vermehrten Ausfluss, gelegentliches Brennen beim Wasserlassen oder Zwischenblutungen nicht als Anzeichen einer STD.

Diese Infektionen sind besonders tückisch, weil sie sich über Monate oder Jahre unbemerkt im Körper ausbreiten und dabei die Fortpflanzungsorgane, das Nervensystem oder das Immunsystem schädigen können. Gleichzeitig besteht ein hohes Risiko, die Infektion ungewollt an Sexualpartner weiterzugeben.

Warum bleiben viele Infektionen lange unbemerkt?

Es gibt mehrere Gründe, warum sexuell übertragbare Infektionen oft unentdeckt bleiben:

  • Keine oder unspezifische Symptome: Während einige STDs wie Herpes oder Gonorrhö schnell deutliche Beschwerden verursachen, verlaufen andere Infektionen wie Chlamydien oder HPV oft symptomlos.
  • Lange Inkubationszeit: Manche Erreger können Monate oder Jahre im Körper verbleiben, bevor sie Symptome verursachen. HIV oder Syphilis entwickeln sich oft schleichend über lange Zeit.
  • Versteckte Infektionen: Einige Infektionen betreffen den Rachen oder den Enddarm und bleiben deshalb unentdeckt, da sie keine offensichtlichen Beschwerden verursachen.
  • Fehlinterpretation der Symptome: Leichte Beschwerden werden oft mit einer Blasenentzündung, Pilzinfektion oder einer harmlosen Hautreizung verwechselt.

Nur gezielte Tests können diese Infektionen zuverlässig nachweisen und helfen, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

Eine Studie untersuchte, ob asymptomatische Screening-Programme für MSM sinnvoll sind. Es wurde festgestellt, dass 4,4 % der getesteten Männer trotz fehlender Symptome sexuell übertragbare Infektionen hatten, darunter genitale Warzen und andere urologische Erkrankungen. Dies zeigt, dass regelmäßige Untersuchungen helfen können, versteckte Infektionen zu erkennen.

Was sind häufige stille Infektionen und ihre Risiken?

Chlamydien – die unsichtbare Bedrohung

Chlamydien gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen weltweit – besonders bei jungen Erwachsenen. Etwa 70 % der Frauen und 50 % der Männer haben keine Symptome, sodass die Infektion oft lange unentdeckt bleibt.

Risiken unbehandelter chlamydien:

  • Unfruchtbarkeit durch Schädigung der Eileiter oder Nebenhoden
  • Erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften
  • Chronische Unterleibsschmerzen durch Verklebungen der Organe
  • Gelenkentzündungen und Augeninfektionen in schweren Fällen

Auch beschrieb eine Studie eine besonders aggressive Form der Chlamydien-Infektion, die ohne Symptome verlaufen kann, aber schwerwiegende Komplikationen verursachen kann. Molekulare Tests sind notwendig, um sie frühzeitig zu erkennen.

HPV – das Virus, das Krebs verursachen kann

Das Humane Papillomavirus (HPV) ist extrem weit verbreitet. Die meisten Menschen infizieren sich irgendwann im Laufe ihres Lebens, oft ohne es zu wissen. Während viele HPV-Typen harmlos sind, können einige Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs oder Rachenkrebs verursachen.

Prävention:

  • HPV-Impfung senkt das Risiko für Krebserkrankungen erheblich
  • Regelmäßige Abstriche beim Frauenarzt helfen, Zellveränderungen frühzeitig zu erkennen

HIV – oft jahrelang Symptomlos

Nach einer HIV-Infektion kann es Jahre dauern, bis das Immunsystem so stark geschwächt ist, dass ernsthafte Erkrankungen auftreten. Ein rechtzeitiger Test und eine frühzeitige Therapie können die Viruslast jedoch so weit reduzieren, dass Betroffene eine normale Lebenserwartung haben und das Virus nicht mehr weitergeben.

Warum lassen sich viele Menschen nicht testen?

Obwohl regelmäßige STD-Tests wichtig sind, vermeiden viele Menschen sie aus verschiedenen Gründen:

  • Angst vor dem Ergebnis – viele fürchten sich vor einer möglichen Diagnose
  • Scham und Stigmatisierung – das Thema Sexualität und STDs ist für viele tabu
  • Fehlendes Risikobewusstsein – viele glauben, dass sie sich nicht infiziert haben können, weil sie keine Symptome haben
  • Unwissen über Testmöglichkeiten – manche wissen nicht, wo sie sich testen lassen können

Die Realität ist jedoch: Ein STD-Test ist ein Zeichen von Verantwortung, nicht von Schuld. Regelmäßige Untersuchungen sind so selbstverständlich wie eine jährliche Gesundheitsvorsorge.

Wie oft sollte man sich testen lassen?

Die Häufigkeit von STD-Tests hängt vom individuellen Sexualverhalten ab.

Empfohlene Testintervalle:

  • Einmal jährlich für alle sexuell aktiven Menschen
  • Alle 3–6 Monate bei häufig wechselnden Sexualpartnern
  • Sofort nach ungeschütztem Sex oder Symptomen

Tests sind mittlerweile einfach und diskret – in Arztpraxen, Gesundheitsämtern oder als Heimtest für zu Hause.

STD-Prävention: Wie schützt man sich?

Die beste Möglichkeit, sich vor stillen Infektionen zu schützen, ist eine Kombination aus Safer Sex, Impfungen und regelmäßigen Tests.

Effektive Schutzmaßnahmen:

  • Kondome & Femidome: Reduzieren das Infektionsrisiko erheblich
  • HPV- und Hepatitis-B-Impfung: Verhindert Infektionen mit gefährlichen Viren
  • PrEP für HIV-Risikogruppen: Senkt das Infektionsrisiko drastisch
  • Offene Kommunikation mit Sexualpartnern: Ehrliche Gespräche über Teststatus und Schutzmaßnahmen
  • Regelmäßige Gesundheitschecks: Um stille Infektionen frühzeitig zu erkennen

Eine Untersuchung ergab, dass asymptomatische STIs häufig übersehen werden, wenn keine systematischen Tests durchgeführt werden. Die Einführung von besseren Screening-Strategien könnte helfen, mehr versteckte Infektionen aufzudecken.

Quellen

  1. Collister, A., Bains, M., Jackson, R., Clarke, E., & Patel, R. (2015). Can an asymptomatic screening pathway for men who have sex with men be introduced safely at a level 3 sexual health service in the UK? International Journal of STD & AIDS, 26, 181-186. https://doi.org/10.1177/0956462414532449.
  2. Roche, M., Sawatzki, M., Degen, L., Itin, P., Flückiger, U., Frei, R., & Goldenberger, D. (2011). Lymphogranuloma venereum. Der Internist, 52, 584-589. https://doi.org/10.1007/s00108-010-2686-2.
  3. Menon-Johansson, A., McClean, H., Carne, C., Estreich, S., Knapper, C., Sethi, G., Smith, A., & Sullivan, A. (2014). Improved sexual history taking in the 2012 BASHH asymptomatic screening re-audit. International Journal of STD & AIDS, 25, 360-362. https://doi.org/10.1177/0956462413504555.
  4. Centers for Disease Control and Prevention. Sexually Transmitted Infections (STI). Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/sti/index.html.
  5. Illinois Department of Public Health. Chlamydia. Verfügbar unter: https://dph.illinois.gov/topics-services/diseases-and-conditions/stds/chlamydia.html#:~:text=Chlamydia%20is%20known%20as%20a,damage%20a%20woman’s%20reproductive%20organs.
  6. Cleveland Clinic. Sexually Transmitted Diseases (Infections) (STDs/STIs). Verfügbar unter: https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/9138-sexually-transmitted-diseases–infections-stds–stis.
  7. All About Women MD. Silent STIs. Verfügbar unter: https://www.allaboutwomenmd.com/knowledge-center/silent-STIs.html.