Ernährung bei Schilddrüsenproblemen: Das solltest Du beachten

Wenn die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht gerät – etwa bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder einer Autoimmunerkrankung wie der Hashimoto-Thyreoiditis oder dem Morbus Basedow – hat das weitreichende Folgen für den gesamten Körper. Neben medizinischer Behandlung spielt auch die Ernährung eine zentrale Rolle im Umgang mit Schilddrüsenerkrankungen.
In diesem ausführlichen Artikel erfährst Du, wie eine gezielte Ernährung Deine Schilddrüse unterstützen und Symptome lindern kann.

Auf einen Blick

  • Schilddrüse und Ernährung: Die Schilddrüse benötigt Jod, Selen, Zink, Eisen und Vitamin D für eine gesunde Funktion.
  • Erkrankungsspezifische Ernährung: Bei Unterfunktion ist Jod wichtig, bei Hashimoto kann zu viel Jod schaden, bei Überfunktion sollte Jod reduziert werden.
  • Entzündungshemmende Ernährung: Besonders bei Autoimmunerkrankungen hilft eine entzündungshemmende Kost.
  • Störstoffe vermeiden: Einige Lebensmittel hemmen die Hormonproduktion oder fördern Entzündungen.
  • Individuelle Anpassung: Nicht jede Ernährungsform passt zu jeder Schilddrüsenerkrankung – eine ärztliche Beratung ist sinnvoll.
  • Mikronährstoffe regelmäßig kontrollieren: Vitamin D, Eisen und Selen sind oft kritisch bei Schilddrüsenerkrankungen.

Warum ist die Ernährung bei Schilddrüsenerkrankungen so wichtig?

Die Schilddrüse benötigt bestimmte Nährstoffe, um die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) zu bilden. Diese Hormone regulieren den Stoffwechsel, steuern das Herz-Kreislauf-System, beeinflussen die Psyche und sind an Wachstum und Entwicklung beteiligt.

Ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone kann weitreichende Folgen haben:

  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Verlangsamter Stoffwechsel, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Depressionen, Kälteempfindlichkeit
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Gewichtsverlust, Herzrasen, Nervosität, Schlafstörungen, Muskelschwäche
  • Hashimoto-Thyreoiditis: Autoimmunbedingte Schilddrüsenunterfunktion mit chronischer Entzündung
  • Morbus Basedow: Autoimmunbedingte Schilddrüsenüberfunktion, oft mit hervortretenden Augen (Endokrine Orbitopathie)

Da viele dieser Beschwerden durch eine unausgewogene Ernährung verstärkt werden können, ist es sinnvoll, gezielt auf bestimmte Nährstoffe zu achten und entzündungsfördernde Lebensmittel zu reduzieren.

Welche Nährstoffe sind wichtig für eine gesunde Schilddrüse?

Bestimmte Vitamine und Spurenelemente sind essenziell für die Schilddrüsenfunktion. Ein Mangel kann die Hormonproduktion hemmen oder Autoimmunreaktionen verstärken.

Jod – Der Schlüssel zur Hormonproduktion

Jod ist der Hauptbaustein der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Ohne ausreichende Jodzufuhr kann die Schilddrüse keine Hormone bilden, was zu einer Schilddrüsenunterfunktion oder einem Kropf führen kann.

Empfohlene Tagesmenge:

  • Erwachsene: 200 µg
  • Schwangere & Stillende: 230–260 µg

Jodreiche Lebensmittel:

  • Seefisch (z. B. Kabeljau, Seelachs, Hering)
  • Meeresfrüchte
  • Jodiertes Speisesalz
  • Milchprodukte und Eier

Hinweis bei Hashimoto und Morbus Basedow:
Bei Hashimoto oder Morbus Basedow sollte Jod nur in moderaten Mengen aufgenommen werden, da ein Überschuss die Autoimmunreaktion verstärken kann. Eine zu hohe Jodzufuhr kann bei genetisch vorbelasteten Personen sogar eine Autoimmunerkrankung auslösen.

In einer Studie wurde untersucht, dass ein übermäßiger Jodkonsum, z. B. durch jodhaltige Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse verursachen kann. Während eine jodinduzierte Unterfunktion oft von selbst zurückgeht, kann eine Überfunktion gefährlich sein und muss mit Medikamenten behandelt werden.

Selen – Der Schilddrüsenschützer

Selen ist ein essenzielles Spurenelement, das als Antioxidans wirkt und die Schilddrüse vor Entzündungen schützt. Es unterstützt außerdem die Umwandlung des inaktiven Hormons T4 in das aktive T3.

Selenreiche Lebensmittel:

  • Paranüsse (bereits 1–2 Nüsse decken den Tagesbedarf)
  • Fisch und Meeresfrüchte
  • Eier
  • Sonnenblumenkerne
  • Vollkornprodukte

Studien zeigen, dass eine ausreichende Selenversorgung die Bildung von Schilddrüsenantikörpern bei Hashimoto senken und die Entzündungsprozesse mildern kann.

Zink- Für den Hormonstoffwechsel und die Immunabwehr

Zink ist an der Bildung von Schilddrüsenhormonen beteiligt und unterstützt das Immunsystem. Ein Zinkmangel kann die Schilddrüsenfunktion verlangsamen und Autoimmunreaktionen fördern.

Zinkhaltige Lebensmittel:

  • Rind- und Schweinefleisch
  • Eier
  • Kürbiskerne
  • Haferflocken
  • Hülsenfrüchte

Zink wird besser aufgenommen, wenn es zusammen mit Eiweiß verzehrt wird.

In einer Studie wurde untersucht, dass die tägliche Aufnahme von Zink und Kupfer bei Kindern oft unter den empfohlenen Werten liegt. Da Zink eine wichtige Rolle für das Immunsystem und die Schilddrüsenfunktion spielt, könnte eine unzureichende Zinkaufnahme langfristig gesundheitliche Auswirkungen haben.

Eisen – Für die Sauerstoffversorgung der Schilddrüse

Eisen ist wichtig, damit Jod in die Schilddrüsenhormone eingebaut werden kann. Ein Eisenmangel kann daher die Hormonproduktion hemmen. Besonders bei Frauen mit starker Menstruation tritt Eisenmangel häufig auf.

Eisenreiche Lebensmittel:

  • Rotes Fleisch
  • Linsen und Kichererbsen
  • Spinat
  • Kürbiskerne
  • Haferflocken

Eisen wird besser aufgenommen, wenn gleichzeitig Vitamin-C-reiche Lebensmittel (z. B. Paprika, Zitrusfrüchte) konsumiert werden.

Vitamin D – Der Immunmodulator

Vitamin D reguliert das Immunsystem und kann Entzündungsprozesse bremsen. Vor allem bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto ist ein niedriger Vitamin-D-Spiegel häufig zu beobachten.

Vitamin-D-Quellen:

  • Sonne (15–20 Minuten täglich ohne Sonnencreme)
  • Fettiger Fisch (Lachs, Makrele)
  • Eier
  • Pilze

In den Wintermonaten reicht die Sonne oft nicht aus. Eine Supplementierung kann sinnvoll sein – vorher sollte jedoch der Vitamin-D-Spiegel im Blut überprüft werden.

Omega-3-Fettsäuren – Entzündungshemmend und stoffwechselanregend

Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und sind besonders bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto von Vorteil.

Omega-3-Quellen:

  • Fettreicher Fisch (Lachs, Makrele, Hering)
  • Leinöl
  • Chiasamen
  • Walnüsse

Wie sollte man sich bei verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen ernähren?

Nicht jede Schilddrüsenerkrankung erfordert die gleiche Ernährung. Während bei einer Unterfunktion eine anregende Kost sinnvoll ist, sollten Betroffene mit Überfunktion eher beruhigende und jodärmere Nahrungsmittel wählen.

Schildrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Bei einer Unterfunktion läuft der Stoffwechsel auf Sparflamme. Symptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Verstopfung und Antriebslosigkeit sind typisch.

Empfohlene Nährstoffe:

  • Jod: In Maßen zur Anregung der Hormonproduktion
  • Selen & Zink: Für die Umwandlung von T4 in T3
  • Ballaststoffe: Zur Förderung der Verdauung (Vollkorn, Gemüse)
  • Eiweißreiche Kost: Unterstützt den Stoffwechsel

Lebensmittel, die helfen:

  • Fisch, Eier und Nüsse
  • Jodsalz in moderaten Mengen
  • Obst und Gemüse mit hohem Ballaststoffgehalt

Vermeide bei Unterfunktion:

  • Rohes Kohlgemüse (z. B. Brokkoli, Kohlrabi) – es hemmt die Jodaufnahme
  • Sojaprodukte – sie können die Hormonaufnahme blockieren

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Bei einer Überfunktion arbeitet die Schilddrüse auf Hochtouren. Symptome wie Gewichtsverlust, Nervosität, Herzrasen und Schlafstörungen sind häufig.

Ernährungstipps:

  • Jodarme Kost: Vermeide Algenprodukte, Meeresfisch und jodiertes Salz
  • Kalorienreiche Lebensmittel: Um den erhöhten Energiebedarf zu decken
  • Magnesium und Kalzium: Schützen die Knochen, da Hyperthyreose den Knochenabbau fördert
  • Beruhigende Lebensmittel: Vollkorn, Bananen und Nüsse

Vermeide:

  • Koffein und scharfe Gewürze – sie regen den Stoffwechsel zusätzlich an
  • Zucker und Weißmehl – sie verstärken Blutzuckerschwankungen

Hashimoto-Thyreoiditis

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse chronisch entzündet ist und langsam ihre Funktion verliert. Die Ernährung sollte daher vor allem entzündungshemmend wirken.

Empfohlene Kost:

  • Selenreich: Paranüsse, Fisch und Vollkorn
  • Glutenarm oder glutenfrei: Studien zeigen, dass Gluten Entzündungsprozesse verstärken kann
  • Omega-3-Fettsäuren: Aus Fisch, Leinöl oder Chiasamen
  • Vitamin D & Eisen: Zur Unterstützung des Immunsystems

Vermeide:

  • Übermäßige Jodzufuhr
  • Stark verarbeitete Lebensmittel
  • Zucker und Weißmehlprodukte

Eine sogenannte „Autoimmun-Protokoll-Diät“ (AIP) kann helfen, Entzündungen zu reduzieren und die Darmgesundheit zu fördern.

Welche Lebensmittel sollten bei Schilddrüsenproblemen gemieden werden?

Lebensmittel Warum meiden?
Soja & Sojaprodukte Hemmt die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen
Rohes Kohlgemüse (Brokkoli, Kohl) Enthält Goitrogene, die die Jodaufnahme blockieren
Algenprodukte Enthalten sehr hohe Mengen an Jod
Zucker und Weißmehl Fördert Entzündungen und Blutzuckerschwankungen
Industriell verarbeitete Fertigprodukte Enthalten oft Transfette und Zusatzstoffe
Koffein und Alkohol Belasten den Hormonstoffwechsel

Welche Ernährungstipps unterstützen die Schilddrüsengesundheit im Alltag?

  • Setze auf natürliche Lebensmittel wie frisches Gemüse, Obst, Fisch, Nüsse und Vollkornprodukte.
  • Vermeide extreme Diäten, da sie den Hormonhaushalt durcheinanderbringen können.
  • Integriere gesunde Fette wie Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken.
  • Achte auf regelmäßige Mahlzeiten, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
  • Trinke ausreichend Wasser und ungesüßte Tees, um den Stoffwechsel zu fördern.
  • Lasse regelmäßig Deine Blutwerte (Vitamin D, Eisen, Selen) kontrollieren.
  • Betreibe moderate Bewegung wie Spaziergänge, Yoga oder Schwimmen.

Eine Studie zeigt, dass eine Ernährung mit hohem Fleischkonsum, viel Salz und stark verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Krebs erhöhen kann, während Obst, Gemüse und Ballaststoffe eine schützende Wirkung haben. Dies kann auch für die Prävention von Schilddrüsenkrebs relevant sein.

Quellen

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