Den hormonellen Zyklus verstehen: Ein umfassender Guide für jede Lebensphase
Der weibliche Zyklus ist ein hochkomplexes System, das von verschiedenen Hormonen gesteuert wird. Diese beeinflussen nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden. Stimmung, Energielevel, Hautbild, Schlafqualität und sogar das Essverhalten hängen eng mit hormonellen Veränderungen zusammen.
- Den hormonellen Zyklus verstehen: Ein umfassender Guide für jede Lebensphase
- Wie funktioniert der hormonelle Zyklus?
- Wie beeinflussen Hormone den Körper?
- Wie verändern sich die Hormone im Laufe des Lebens?
- Wann sollte man den Hormonhaushalt überprüfen lassen?
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Quellen
- 1. Menstruationsphase (Tag 1–5): Die Erneuerung beginnt
- 2. Follikelphase (Tag 6–14): Vorbereitung auf den Eisprung
- 3. Ovulationsphase (Tag 14–16): Der Eisprung
- 4. Lutealphase (Tag 17–28): Vorbereitung auf eine mögliche Schwangerschaft
- Pubertät: Der Zyklus setzt ein
- Schwangerschaft: Hormonelle Höchstleistung
- Stillzeit: Prolaktin unterdrückt den Eisprung
- Wechseljahre: Das hormonelle Gleichgewicht verändert sich
Viele Menschen wissen jedoch wenig über die genauen Abläufe des Zyklus und die Rolle der beteiligten Hormone. Ein besseres Verständnis hilft, körperliche Veränderungen zu deuten und mögliche Beschwerden zu lindern. In diesem Guide erfährst du alles über die einzelnen Phasen des Zyklus, die hormonellen Prozesse im Hintergrund und die Veränderungen in verschiedenen Lebensphasen.
Auf einen Blick
- Der Zyklus dauert durchschnittlich 28 Tage, kann aber individuell variieren.
- Die vier Hauptphasen sind: Menstruation, Follikelphase, Eisprung und Lutealphase.
- Die wichtigsten Hormone: Östrogen, Progesteron, LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon).
- Hormonelle Schwankungen beeinflussen: Stimmung, Haut, Schlaf, Energie und Stoffwechsel.
- In verschiedenen Lebensphasen wie Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahren verändert sich der Hormonhaushalt.
- Ein hormonelles Ungleichgewicht kann zu Beschwerden wie PMS, unregelmäßigem Zyklus oder Stimmungsschwankungen führen.
- Ein Hormontest kann helfen, hormonelle Störungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Wie funktioniert der hormonelle Zyklus?
Der weibliche Zyklus bereitet den Körper jeden Monat auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Er beginnt mit der Menstruation und endet mit dem ersten Tag der nächsten Periode. Ein Zyklus kann zwischen 21 und 35 Tagen variieren – das ist völlig normal.
Während eines Zyklus durchläuft der Körper vier Hauptphasen, die von einem fein abgestimmten Hormonsystem gesteuert werden.
1. Menstruationsphase (Tag 1–5): Die Erneuerung beginnt
- Die alte Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen – das äußert sich als Menstruationsblutung.
- Der Östrogenspiegel ist auf seinem Tiefpunkt.
- Häufige Beschwerden sind Krämpfe, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.
- Der Körper beginnt bereits, neue Follikel in den Eierstöcken heranreifen zu lassen.
2. Follikelphase (Tag 6–14): Vorbereitung auf den Eisprung
- Die Hirnanhangdrüse schüttet FSH (follikelstimulierendes Hormon) aus, das das Wachstum der Eibläschen anregt.
- Die Follikel produzieren vermehrt Östrogen, wodurch die Gebärmutterschleimhaut dicker und durchbluteter wird.
- Der Körper bereitet sich auf eine mögliche Einnistung vor.
- Viele Frauen fühlen sich in dieser Phase leistungsfähig, energiegeladen und konzentriert.
- Die Haut ist oft besonders strahlend, da Östrogen die Kollagenproduktion anregt.
3. Ovulationsphase (Tag 14–16): Der Eisprung
- Ein plötzlicher LH-Anstieg löst den Eisprung aus.
- Die Eizelle wird aus dem Eierstock freigesetzt und wandert in den Eileiter.
- Dies ist die fruchtbarste Phase des Zyklus – eine Befruchtung ist jetzt am wahrscheinlichsten.
- Manche Frauen spüren den Eisprung durch ein leichtes Ziehen oder Stechen im Unterbauch (Mittelschmerz).
- Der Östrogenspiegel sinkt nach dem Eisprung ab.
4. Lutealphase (Tag 17–28): Vorbereitung auf eine mögliche Schwangerschaft
- Der ehemalige Follikel wandelt sich zum Gelbkörper um und produziert Progesteron.
- Progesteron stabilisiert die Gebärmutterschleimhaut, falls eine Befruchtung stattgefunden hat.
- Bleibt die Schwangerschaft aus, sinken Östrogen- und Progesteronspiegel – die Menstruation beginnt erneut.
- Viele Frauen erleben PMS-Symptome (Prämenstruelles Syndrom):
- Stimmungsschwankungen
- Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen
- Wassereinlagerungen
- Heißhunger auf Kohlenhydrate und Süßes
- Müdigkeit und Schlafprobleme
Wie beeinflussen Hormone den Körper?
Hormone haben Auswirkungen auf viele Körperfunktionen:
- Haut: Östrogen verbessert die Hautstruktur, während Progesteron vermehrt Talgproduktion und Unreinheiten fördern kann.
- Stimmung: Östrogenschwankungen beeinflussen die Serotoninproduktion, was Stimmungstiefs erklären kann.
- Energielevel: In der Follikelphase fühlen sich viele Frauen energiegeladen, während in der Lutealphase eher Müdigkeit auftritt.
- Schlaf: Progesteron fördert den Schlaf, ein Mangel kann zu Einschlafproblemen führen.
- Stoffwechsel: In der zweiten Zyklushälfte steigt oft der Appetit, da der Körper mehr Energie benötigt.
Eine groß angelegte Studie aus Deutschland untersuchte die Verwendung von Hormonersatztherapien (HRT) bei Frauen in den Wechseljahren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung von HRT zwischen 1984 und 1999 stark zugenommen hat, insbesondere in West- und Süddeutschland.
Wie verändern sich die Hormone im Laufe des Lebens?
Pubertät: Der Zyklus setzt ein
In der Pubertät beginnt die Hormonproduktion. Es dauert oft mehrere Jahre, bis sich ein regelmäßiger Zyklus einstellt.
Eine Studie zeigt, dass der hormonelle Zyklus in der Pubertät stark schwankt und dass hormonelle Verhütungsmittel bei Jugendlichen häufig eingesetzt werden. Der Einsatz von hormonellen Präparaten sollte jedoch individuell abgewogen werden, insbesondere im Hinblick auf das Thromboserisiko und die Regulation von Zyklusstörungen.
Schwangerschaft: Hormonelle Höchstleistung
Während einer Schwangerschaft steigt der Progesteronspiegel stark an, um die Gebärmutterschleimhaut zu erhalten. Gleichzeitig sorgt HCG dafür, dass die Schwangerschaft stabil bleibt.
Stillzeit: Prolaktin unterdrückt den Eisprung
Das Stillhormon Prolaktin hemmt den Zyklus. Viele stillende Frauen haben keine oder unregelmäßige Blutungen.
Wechseljahre: Das hormonelle Gleichgewicht verändert sich
Mit dem Eintritt in die Wechseljahre (zwischen 45 und 55 Jahren) nehmen Östrogen- und Progesteronspiegel langsam ab. Typische Symptome sind:
- Hitzewallungen und Nachtschweiß
- Schlafstörungen
- Müdigkeit und Antriebslosigkeit
- Stimmungsschwankungen
Eine Studie untersuchte, wie sich Anti-Müller-Hormon (AMH) mit zunehmendem Alter verändert. Die Ergebnisse zeigen, dass AMH im Jugendalter ansteigt, in den fruchtbaren Jahren abfällt und nach den Wechseljahren auf sehr niedrige Werte sinkt.
Wann sollte man den Hormonhaushalt überprüfen lassen?
Ein hormonelles Ungleichgewicht kann sich durch folgende Symptome äußern:
- Unregelmäßige oder ausbleibende Periode
- Sehr starke oder sehr schwache Blutungen
- PMS, starke Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen
- Plötzliche Gewichtszunahme oder unerklärlicher Gewichtsverlust
- Schlafstörungen oder extreme Müdigkeit
- Hitzewallungen oder Kälteempfinden
Ein Hormontest kann helfen, mögliche Ungleichgewichte frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Quellen
- Goeckenjan, M. (2017). Hormonelle Kontrazeption in der Kinder- und Jugendmedizin. Monatsschrift Kinderheilkunde, 165, 866-873. https://doi.org/10.1007/s00112-017-0349-2.
- Heier, M., Moebus, S., Meisinger, C., Jöckel, K., Völzke, H., Döring, A., & Alte, D. (2009). Menopausal hormone therapy in Germany. Results of three national surveys from 1997 to 2003. Maturitas, 62(1), 9-15. https://doi.org/10.1016/j.maturitas.2008.10.002.
- Cui, L., Qin, Y., Gao, X., Lu, J., Geng, L., Ding, L., Qu, Z., Zhang, X., & Chen, Z. (2016). Antimüllerian hormone: correlation with age and androgenic and metabolic factors in women from birth to postmenopause. Fertility and Sterility, 105(2), 481-485.e1. https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2015.10.017.
- Better Health Channel. Menstrual Cycle. Verfügbar unter: https://www.betterhealth.vic.gov.au/health/conditionsandtreatments/menstrual-cycle.
- Clue. The Menstrual Cycle: More Than Just the Period. Verfügbar unter: https://helloclue.com/articles/cycle-a-z/the-menstrual-cycle-more-than-just-the-period.
- Johns Hopkins Medicine. Introduction to Menopause. Verfügbar unter: https://www.hopkinsmedicine.org/health/conditions-and-diseases/introduction-to-menopause#:~:text=During%20this%20transition%20time%20before,of%20the%20symptoms%20of%20menopause.
- Endocrine Society. Hormones and Childhood Growth: What You Need to Know. Verfügbar unter: https://www.endocrine.org/-/media/endocrine/files/patient-engagement/hormones-and-series/hormones_and_childhood_growth_what_you_need_to_know.pdf.