Kinderwunsch: Diese Werte sind entscheidend für die Fruchtbarkeit

Der Wunsch nach einem eigenen Kind ist für viele Paare ein bedeutender Lebenswunsch. Doch nicht immer klappt es auf Anhieb. Statistiken zeigen, dass etwa jedes siebte Paar Schwierigkeiten hat, schwanger zu werden. Die Gründe dafür sind vielfältig – von hormonellen Ungleichgewichten über genetische Faktoren bis hin zu Umwelteinflüssen und Lebensgewohnheiten.

Ein oft unterschätzter Faktor sind dabei bestimmte Blutwerte und Nährstoffkonzentrationen, die einen entscheidenden Einfluss auf die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern haben. Ein Ungleichgewicht kann die Chancen auf eine Schwangerschaft erheblich mindern – die gute Nachricht: Viele dieser Werte lassen sich durch gezielte Maßnahmen positiv beeinflussen.

Auf einen Blick

  • Hormone wie FSH, LH, Östrogen, Progesteron, AMH sowie Schilddrüsenwerte und Vitamine wie Folsäure, Vitamin D und Eisen.
  • Hormonstatus (Testosteron, FSH, LH), Spermienqualität sowie Mikronährstoffe wie Zink, Selen und Omega-3-Fettsäuren.
  • Nährstoffe wie Folsäure, Vitamin D, Eisen und Coenzym Q10 fördern den Hormonhaushalt, die Zellteilung und schützen Spermien und Eizellen vor oxidativem Stress.
  • Wenn nach 12 Monaten ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eintritt (bei Frauen über 35 schon nach 6 Monaten) oder wenn Zyklusstörungen oder hormonelle Ungleichgewichte bekannt sind.
  • Durch eine ausgewogene Ernährung, gezielte Nahrungsergänzung, Stressreduktion, regelmäßige Bewegung und gegebenenfalls eine ärztliche Behandlung.

Warum sind bestimmte Werte so wichtig für die Fruchtbarkeit?

Die Fruchtbarkeit ist ein komplexes Zusammenspiel aus Hormonen, Nährstoffen und biologischen Prozessen. Bereits kleine Ungleichgewichte können den Menstruationszyklus, den Eisprung oder die Qualität der Eizellen und Spermien beeinflussen.

Bei Frauen beeinflussen folgene Faktoren die Fruchtbarkeit:

  • Hormonelle Balance: Der Menstruationszyklus wird durch ein fein abgestimmtes Hormonsystem gesteuert.
  • Eizellqualität und -reserve: Diese nimmt mit dem Alter ab und wird durch den Anti-Müller-Hormon-Wert (AMH) angezeigt.
  • Nährstoffversorgung: Vitamine und Mineralstoffe unterstützen die Zellteilung, den Hormonhaushalt und die Einnistung der Eizelle.

Laut einer Studie haben Frauen mit PCOS oft erhöhte Testosteron- und LH-Werte, was den Eisprung stören kann. Eine Studie zeigt, dass die Einnahme von Metformin die Fruchtbarkeit verbessern kann, indem sie den Hormonhaushalt reguliert und den Blutzucker senkt.

Bei Männern spielen folgende Faktoren eine Rolle:

  • Hormonstatus: Testosteron und andere Hormone regulieren die Spermienproduktion.
  • Spermienqualität: Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien sind entscheidend.
  • Schutz vor oxidativem Stress: Antioxidantien bewahren Spermien vor Schäden.

Was sind die wichtigsten Blutwerte bei Frauen mit Kinderwunsch?

Hormonstatus

FSH (Follikelstimulierendes Hormon)

  • Steuert die Reifung der Eizellen im Eierstock.
  • Ein zu hoher Wert kann auf eine eingeschränkte Eizellreserve hindeuten.

Normwerte:

  • In der ersten Zyklushälfte: 3–10 mIU/ml

LH (Luteinisierendes Hormon)

  • Auslöser des Eisprungs.
  • Ein zu hoher LH-Wert kann auf das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) hindeuten.

Normwerte:

  • Vor dem Eisprung: 2–10 mIU/ml
  • Beim Eisprung: 20–40 mIU/ml

Östrogen (Estradiol)

  • Unterstützt die Eizellreifung und bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung vor.
  • Zu niedrige Werte können den Eisprung verhindern.

Normwerte:

  • In der ersten Zyklushälfte: 25–95 pg/ml
  • Beim Eisprung: 150–750 pg/ml

Progesteron

  • Das „Schwangerschaftshormon“ sorgt nach dem Eisprung für eine stabile Gebärmutterschleimhaut.
  • Ein Mangel kann zu Problemen bei der Einnistung führen.

Normwerte:

  • Nach dem Eisprung (Lutealphase): 5–20 ng/ml

Anti-Müller-Hormon (AMH)

  • Zeigt die Menge der noch vorhandenen Eizellen an (Eizellreserve).
  • Ein niedriger Wert deutet auf eine abnehmende Fruchtbarkeit hin.

Normwerte:

  • 1–4 ng/ml (je nach Alter)

Schildrüsenwerte -Einfluss auf Zyklus und Einnistung

Die Schilddrüse reguliert den Stoffwechsel und hat einen direkten Einfluss auf den Hormonhaushalt. Störungen können den Eisprung verhindern oder die Einnistung erschweren.

TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)

  • Steuert die Schilddrüsenfunktion.
  • Werte über 2,5 mIU/l können die Fruchtbarkeit beeinflussen.

fT3 und fT4 (freie Schilddrüsenhormone)

  • Bei Verdacht auf Unter- oder Überfunktion werden diese Werte überprüft.

TPO-Antikörper

  • Zeigen eine mögliche Autoimmunerkrankung wie Hashimoto-Thyreoiditis an, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann.

Mikronährstoffe für die weibliche Fruchtbarkeit

Folsäure (Vitamin B9)

  • Fördert die Zellteilung und senkt das Risiko für Fehlbildungen beim Embryo.
  • Bereits in der Kinderwunschphase wichtig.

Empfohlener Wert:

  • Mindestens 400 µg täglich (bei Kinderwunsch und Schwangerschaft).

Vitamin D

  • Unterstützt die Hormonregulation und die Gebärmutterschleimhaut.
  • Ein Mangel wird mit Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten in Verbindung gebracht.

Optimaler Wert:

  • 30–50 ng/ml

Eisen

  • Wichtig für die Sauerstoffversorgung und Einnistung der Eizelle.
  • Ein Mangel kann den Zyklus stören.

Normwert:

  • Ferritin (Eisenspeicher): 30–100 ng/ml

Zink

  • Unterstützt die Eizellreifung und den Hormonhaushalt.
  • Stärkt zudem das Immunsystem während der Schwangerschaft.

Coenzym Q10

  • Verbessert die Eizellqualität und schützt vor oxidativem Stress.
  • Besonders bei Frauen über 35 empfohlen.

Was sind die wichtigsten Werte für die männliche Fruchtbarkeit?

Auch bei Männern hängt die Fruchtbarkeit von einem ausgeglichenen Hormonhaushalt und einer guten Nährstoffversorgung ab.

Hormonstatus

  • Testosteron: Regelt die Spermienproduktion.
  • FSH und LH: Steuern die Bildung und Reifung der Spermien.
  • Prolaktin: Ein zu hoher Wert kann die Testosteronproduktion hemmen.

Spermiogramm – Die Basisdiagnostik

Das Spermiogramm zeigt die Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien.

Wichtige Richtwerte (laut WHO):

  • Spermienkonzentration: >15 Mio./ml
  • Beweglichkeit (Motilität): >40 % der Spermien sollten beweglich sein
  • Morphologie: >4 % der Spermien sollten normal geformt sein

Mikronährstoffe für die männliche Fruchtbarkeit

  • Zink: Fördert die Testosteronproduktion und verbessert die Spermienqualität.
  • Selen: Schützt Spermien vor oxidativem Stress.
  • Vitamin E und C: Wirken als Antioxidantien.
  • Omega-3-Fettsäuren: Verbessern die Beweglichkeit der Spermien.
  • Coenzym Q10: Steigert die Energieversorgung der Spermien.

Wann sollte man die Werte überprüfen lassen?

  • Wenn nach 12 Monaten regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eingetreten ist.
  • Bei Frauen über 35 Jahren schon nach 6 Monaten.
  • Bei unregelmäßigem Zyklus oder Verdacht auf hormonelle Störungen (z. B. PCOS, Endometriose).
  • Bei bekannten Schilddrüsenerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen.
  • Nach mehreren Fehlgeburten.
  • Wenn beim Mann Verdacht auf eingeschränkte Spermienqualität besteht.

Eine Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Endometriose und unerfülltem Kinderwunsch. Es wurde festgestellt, dass eine operative Entfernung von Endometriose-Herden die Chance auf eine natürliche Schwangerschaft erhöhen kann. Gleichzeitig wird diskutiert, ob eine IVF (In-vitro-Fertilisation) auch ohne vorherige Operation sinnvoll ist.

Wie kannst du deine Werte verbessern?

Ernährung anpassen:

  • Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Fisch und gesunde Fette fördern die Fruchtbarkeit.
  • Auf stark verarbeitete Lebensmittel, Alkohol und Nikotin verzichten.

Nahrungsergänzung gezielt einsetzen:

  • Folsäure schon in der Kinderwunschphase einnehmen.
  • Bei Mängeln Vitamin D, Eisen, Zink oder Omega-3 ergänzen.

Stress reduzieren:

  • Chronischer Stress beeinflusst den Hormonhaushalt negativ.
  • Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation oder Spaziergänge helfen.

In einer Studie wurde untersucht, ob psychologische Unterstützung bei unerfülltem Kinderwunsch hilft. Es wurde herausgefunden, dass psychosoziale Beratung den emotionalen Stress reduziert, aber keinen direkten Einfluss auf die Schwangerschaftsrate hat. Besonders hilfreich waren Gruppenangebote mit Wissensvermittlung und Entspannungstechniken.

Bewegung und gesunder Lebensstil:

  • Moderate Bewegung fördert die Durchblutung der Fortpflanzungsorgane.
  • Auf Übergewicht oder extremes Untergewicht achten – beides kann den Hormonhaushalt stören.

Quellen

  1. Boivin, P. (2004). Psychosoziale Interventionen bei Kinderwunsch*. Gynäkologische Endokrinologie, 2, 94-109. https://doi.org/10.1007/s10304-004-0062-9.
  2. Shebl, O., Ebner, T., & Oppelt, P. (2016). Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Endometriose. Gynäkologische Endokrinologie, 14, 21-25. https://doi.org/10.1007/s10304-015-0052-0.
  3. Kleinwechter, H. (2014). Update 2014 zu Diabetes und Schwangerschaft. Der Diabetologe, 10, 384-389. https://doi.org/10.1007/s11428-013-1191-3.
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  7. Cleveland Clinic. Conception: How to Get Pregnant. Verfügbar unter: https://my.clevelandclinic.org/health/articles/11585-conception.