Schwanger werden: Die wichtigsten Hormone im Überblick

Der Weg zur Schwangerschaft ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel komplexer hormoneller Prozesse. Diese körpereigenen Botenstoffe steuern nicht nur den Menstruationszyklus und den Eisprung, sondern bereiten auch die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung der Eizelle vor und unterstützen eine stabile Schwangerschaft.

Schon kleinste hormonelle Ungleichgewichte können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Ein ausbleibender Eisprung, eine unzureichend aufgebaute Gebärmutterschleimhaut oder eine Gelbkörperschwäche sind häufige Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch.

Auf einen Blick

  • FSH (Follikelstimulierendes Hormon): Fördert die Reifung der Eizellen
  • LH (Luteinisierendes Hormon): Löst den Eisprung aus
  • Östrogen: Baut die Gebärmutterschleimhaut auf
  • Progesteron: Bereitet die Gebärmutter auf die Einnistung vor
  • AMH (Anti-Müller-Hormon): Zeigt die Eizellreserve an
  • Prolaktin: Reguliert Eisprung und Milchbildung
  • Schilddrüsenhormone: Beeinflussen Zyklus, Stoffwechsel und Fruchtbarkeit
  • Zyklusstörungen, ein ausbleibender Eisprung, Gelbkörperschwäche oder Schilddrüsenfunktionsstörungen können die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verringern.
  • Bei unerfülltem Kinderwunsch (nach 12 Monaten, ab 35 Jahren bereits nach 6 Monaten), unregelmäßigem Zyklus, wiederholten Fehlgeburten oder Verdacht auf hormonelle Erkrankungen (z. B. PCOS oder Schilddrüsenerkrankungen).
  • Durch eine ausgewogene Ernährung, Stressreduktion, regelmäßige Bewegung, pflanzliche Präparate und gezielte Nahrungsergänzungsmittel.

Spermiogramm

Warum spielen Hormone beim Schwangerwerden eine zentrale Rolle?

Hormone sind der Taktgeber des weiblichen Zyklus. Sie steuern alle wichtigen Prozesse – vom Heranreifen der Eizelle über den Eisprung bis hin zur Vorbereitung der Gebärmutter auf die Einnistung.

Bereits kleine hormonelle Ungleichgewichte können diesen Zyklus stören:

  • Der Eisprung bleibt aus.
  • Die Gebärmutterschleimhaut baut sich nicht ausreichend auf.
  • Die Eizelle kann sich nicht einnisten.
  • Der Gelbkörper produziert zu wenig Progesteron, um eine frühe Schwangerschaft zu stabilisieren.

Deshalb ist es wichtig, die eigenen Hormonwerte zu kennen – besonders bei unerfülltem Kinderwunsch oder unregelmäßigem Zyklus.

Wie ist der weibliche Zyklus aufgebaut?

Der weibliche Zyklus ist ein komplexes Wechselspiel mehrerer Hormone. Er dauert im Durchschnitt 28 Tage (zwischen 21 und 35 Tagen ist normal) und wird in drei Hauptphasen unterteilt:

Follikelphase (Tag 1–14)

  • Mit dem ersten Tag der Menstruation beginnt der Zyklus.
  • Das Gehirn schüttet FSH (Follikelstimulierendes Hormon) aus, das die Reifung mehrerer Follikel in den Eierstöcken anregt.
  • Diese Follikel produzieren Östrogen, das die Gebärmutterschleimhaut aufbaut.
  • Meist entwickelt sich ein dominanter Follikel weiter, der für den Eisprung vorbereitet wird.

Eisprung (um Tag 14)

  • Ein sprunghafter Anstieg des LH (Luteinisierendes Hormon) löst den Eisprung aus.
  • Der dominante Follikel platzt auf und gibt die Eizelle frei.
  • Die Eizelle ist nun für etwa 12–24 Stunden befruchtungsfähig.

Lutealphase (Tag 15–28)

  • Der geplatzte Follikel wandelt sich in den Gelbkörper um und produziert Progesteron.
  • Progesteron verdickt die Gebärmutterschleimhaut, um optimale Bedingungen für die Einnistung der befruchteten Eizelle zu schaffen.
  • Kommt es nicht zur Befruchtung, stirbt der Gelbkörper ab, Progesteron und Östrogen sinken, und die Menstruation setzt ein.

Tipp: Der ideale Zeitpunkt für eine Befruchtung ist der Tag des Eisprungs sowie 1–2 Tage davor, da Spermien bis zu 5 Tage im weiblichen Körper überleben können.

Was sind die wichtigsten Hormone für die Fruchtbarkeit?

FSH (Follikelstimulierendes Hormon)

  • Funktion: Regt die Reifung der Eibläschen im Eierstock an.
  • Bedeutung: Ein zu hoher FSH-Wert kann ein Hinweis auf eine verminderte Eizellreserve sein.
  • Messung: Am 3.–5. Zyklustag.
  • Normwerte: 3–10 mIU/ml (Follikelphase).

Hinweis: Mit steigendem Alter nimmt die Eizellreserve ab, was zu einem natürlichen Anstieg des FSH führen kann.

LH (Luteinisierendes Hormon)

  • Funktion: Löst den Eisprung aus.
  • Bedeutung: Ein starker LH-Anstieg zeigt den bevorstehenden Eisprung an.
  • Messung: Um den Eisprung herum oder per LH-Test (Ovulationstest) zu Hause.
  • Normwerte:
    • Vor dem Eisprung: 2–10 mIU/ml
    • Während des Eisprungs: 20–40 mIU/ml

Hinweis: Ein dauerhaft erhöhter LH-Spiegel kann auf PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) hinweisen und den Eisprung blockieren.

Eine Studie zeigt, dass Luteinisierendes Hormon (LH) und Follikelstimulierendes Hormon (FSH) die Eierstockfunktion steuern. Veränderungen dieser Werte können auf hormonelle Störungen wie PCOS oder eine eingeschränkte Eierstockreserve hinweisen.

Östrogen (Estradiol)

  • Funktion: Unterstützt die Eizellreifung, fördert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und triggert den Eisprung.
  • Bedeutung: Zu niedrige Östrogenwerte können den Eisprung verhindern oder die Einnistung erschweren.
  • Messung: Vor dem Eisprung und in der Lutealphase.
  • Normwerte:
    • Follikelphase: 25–95 pg/ml
    • Eisprung: 150–750 pg/ml
    • Lutealphase: 100–300 pg/ml

Hinweis: Schwankungen im Östrogenspiegel sind häufig bei Untergewicht, starkem Stress oder bestimmten Stoffwechselstörungen.

Progesteron

  • Funktion: Bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung vor und stabilisiert eine frühe Schwangerschaft.
  • Bedeutung: Nach dem Eisprung sollte der Progesteronspiegel deutlich ansteigen. Bleibt der Anstieg aus, deutet dies auf eine Gelbkörperschwäche hin.
  • Messung: Etwa 5–7 Tage nach dem Eisprung (ca. Zyklustag 21 bei einem 28-Tage-Zyklus).
  • Normwerte:
    • Lutealphase: 5–20 ng/ml

Hinweis: Ein zu niedriger Progesteronwert kann die Einnistung erschweren und das Risiko für Fehlgeburten erhöhen.

Eine Studie untersuchte die Bedeutung von Progesteron, Estradiol, Relaxin und hCG für den Schwangerschaftsverlauf. Die Ergebnisse zeigen, dass niedrige Progesteronwerte mit einem erhöhten Risiko für eine Fehlgeburt verbunden sind, während hohe Werte auf eine gesunde Schwangerschaft hindeuten.

Anti-Müller-Hormon (AMH)

  • Funktion: Gibt Auskunft über die Eizellreserve (quantitative Fruchtbarkeit).
  • Bedeutung: Der AMH-Wert hilft einzuschätzen, wie viele Eizellen noch zur Verfügung stehen und ob eine IVF sinnvoll ist.
  • Messung: Unabhängig vom Zykluszeitpunkt.
  • Normwerte:
    • Unter 35 Jahren: 1,5–4,0 ng/ml
    • Über 40 Jahren: 0,5–2,5 ng/ml

Hinweis: Ein niedriger AMH-Wert deutet auf eine abnehmende Eizellreserve hin. Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist.

Prolaktin

  • Funktion: Regt die Milchproduktion nach der Geburt an und beeinflusst den Eisprung.
  • Bedeutung: Ein dauerhaft erhöhter Prolaktinspiegel kann den Eisprung unterdrücken und den Zyklus stören.
  • Messung: Meist morgens (da Prolaktin tageszeitabhängig schwankt).
  • Normwerte: 5–25 ng/ml

Hinweis: Stress, Medikamente oder Erkrankungen der Hypophyse können den Prolaktinwert erhöhen.

Schilddrüsenhormone (TSH, fT3, fT4)

  • Funktion: Regulieren den Stoffwechsel und beeinflussen den Zyklus.
  • Bedeutung: Eine Unterfunktion (Hypothyreose) oder Überfunktion (Hyperthyreose) der Schilddrüse kann den Zyklus stören und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • Messung: Im Rahmen eines Bluttests.
  • Normwerte:
    • TSH bei Kinderwunsch: 0,4–2,5 mIU/l

Hinweis: Eine unbehandelte Schilddrüsenerkrankung kann das Risiko für Fehlgeburten erhöhen und den Verlauf einer Schwangerschaft beeinflussen.

Eine Studie hat ergeben, dass Schilddrüsenhormone eine zentrale Rolle in der Fruchtbarkeit und Schwangerschaft spielen. Ein unausgeglichener TSH-Wert kann die Einnistung der Eizelle erschweren und das Risiko für Fehlgeburten erhöhen. Leider wurde hierzu keine spezifische Studie mit direktem Link gefunden.

Welche Hormone spielen eine Rolle bei der Fruchtbarkeit von Männern?

Auch beim Mann spielt der Hormonhaushalt eine wichtige Rolle für die Fruchtbarkeit. Testosteron, FSH und LH steuern die Produktion und Reifung der Spermien.

Wichtige Hormone beim Mann:

  • FSH: Fördert die Spermienproduktion.
  • LH: Regt die Testosteronproduktion in den Hoden an.
  • Testosteron: Entscheidend für Libido, Spermienbildung und Beweglichkeit der Spermien.
  • Prolaktin: Ein erhöhter Spiegel kann die Spermienproduktion hemmen.
  • Schilddrüsenhormone: Beeinflussen ebenfalls die Spermienqualität.

Tipp: Bei unerfülltem Kinderwunsch sollte auch der Hormonstatus des Mannes überprüft werden – nicht nur die Spermienqualität.

Wann ist ein Hormontest sinnvoll?

  • Nach 12 Monaten unerfülltem Kinderwunsch (bei Frauen über 35 bereits nach 6 Monaten)
  • Bei unregelmäßigem Zyklus oder Ausbleiben der Menstruation
  • Nach wiederholten Fehlgeburten
  • Bei Verdacht auf hormonelle Erkrankungen (z. B. PCOS, Endometriose, Schilddrüsenerkrankungen)
  • Vor einer geplanten künstlichen Befruchtung (z. B. IVF oder ICSI)

Wie kast du deinen Hormonhaushalt natürlich unterstützen?

Ernährung optimieren

  • Folsäure, Eisen, Zink und Vitamin D fördern die Fruchtbarkeit.
  • Omega-3-Fettsäuren stärken den Hormonhaushalt und verbessern die Eizellqualität.
  • Antioxidantienreiche Lebensmittel (Beeren, Nüsse, grünes Gemüse) schützen Eizellen und Spermien vor oxidativem Stress.

Stress reduzieren

  • Chronischer Stress erhöht den Cortisolspiegel und bringt den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht.
  • Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen helfen, Stress abzubauen.

Nahrungsergänzung gezielt einsetzen

  • Coenzym Q10 unterstützt die Eizellqualität, besonders bei Frauen über 35.
  • Myo-Inositol reguliert den Zyklus, besonders bei PCOS.
  • Vitamin D verbessert die Hormonbalance und unterstützt die Einnistung.

Bewegung & gesunder Lebensstil

  • Moderate Bewegung (z. B. Spaziergänge, Yoga, Radfahren) unterstützt die Hormonregulation.
  • Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum senken die Fruchtbarkeit.
  • Ausreichender Schlaf fördert die Hormonproduktion.

Quellen

  1. Witt, B., Wolf, G., Wainwright, C., Johnston, P., & Thorneycroft, I. (1990). Relaxin, CA-125, progesterone, estradiol, pregnancy protein, and human chorionic gonadotropin as predictors of outcome in threatened and nonthreatened pregnancies. Fertility and Sterility, 53(6), 1029-1036. https://doi.org/10.1016/s0015-0282(16)53580-8.
  2. Colicchia, M., Campagnolo, L., Baldini, E., Ulisse, S., Valensise, H., & Moretti, C. (2014). Molecular basis of thyrotropin and thyroid hormone action during implantation and early development. Human Reproduction Update, 20(6), 884-904. https://doi.org/10.1093/humupd/dmu028.
  3. Isurugi, K., Wakabayashi, K., Fukutani, K., Takayasu, H., & Tamaoki, B. (1973). Responses of serum luteinizing hormone and follicle-stimulating hormone levels to synthetic luteinizing hormone-releasing hormone (LH-RH) in various forms of testicular disorders. The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 37(4), 533-539. https://doi.org/10.1210/JCEM-37-4-533.
  4. Mayo Clinic. How to Get Pregnant. Verfügbar unter: https://www.mayoclinic.org/healthy-lifestyle/getting-pregnant/in-depth/how-to-get-pregnant/art-20047611.
  5. National Health Service. Trying to Get Pregnant. Verfügbar unter: https://www.nhs.uk/pregnancy/trying-for-a-baby/trying-to-get-pregnant/.
  6. American College of Obstetricians and Gynecologists. Trying to Get Pregnant: Here’s When to Have Sex. Verfügbar unter: https://www.acog.org/womens-health/experts-and-stories/the-latest/trying-to-get-pregnant-heres-when-to-have-sex.
  7. Evewell. Fertility Hormones. Verfügbar unter: https://www.evewell.com/support/fertility-hormones/.
  8. Mayo Clinic. Female Infertility: Diagnosis and Treatment. Verfügbar unter: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/female-infertility/diagnosis-treatment/drc-20354313.