Eisenmangel oder nur müde? Was Dein Ferritin-Wert verrät

Eisen spielt eine zentrale Rolle im Körper, denn es ist unverzichtbar für den Sauerstofftransport und die Energieproduktion. Der Ferritin-Wert ist ein wichtiger Indikator für den Eisenspeicher in Deinem Körper. Viele Menschen fühlen sich oft müde, abgeschlagen oder leiden unter Konzentrationsproblemen – doch ist dies immer ein Zeichen von Eisenmangel oder können auch andere Faktoren schuld sein? In diesem Artikel erfährst Du, was Dein Ferritin-Wert über Deinen Eisenstatus verrät, welche Symptome auf einen Mangel hindeuten und wie Du Deine Eisenversorgung optimieren kannst.

Auf einen Blick

  • Ferritin ist das Hauptspeicherprotein für Eisen im Körper.
  • Ein niedriger Ferritin-Wert weist häufig auf einen Eisenmangel hin.
  • Symptome eines Eisenmangels können Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, blasse Haut und Kurzatmigkeit sein.
  • Nicht immer ist Müdigkeit ein eindeutiges Zeichen für Eisenmangel – auch andere Faktoren wie chronischer Stress oder Schlafmangel können Müdigkeit verursachen.
  • Eine gezielte Eisenaufnahme über Ernährung und Supplementierung hilft, einen Mangel zu beheben und die Leistungsfähigkeit zu verbessern.
  • Regelmäßige Bluttests sind wichtig, um den Eisenstatus im Blick zu behalten.

Was ist Ferritin und warum ist es wichtig?

Ferritin ist ein Protein, das Eisen in den Zellen speichert und so den Körper vor Eisenüberschuss schützt. Es fungiert als Indikator für die gespeicherten Eisenreserven. Der Ferritin-Wert im Blut gibt Dir einen Einblick in Deinen Eisenstatus und hilft Ärzten, zwischen einem Eisenmangel und anderen Ursachen von Müdigkeit zu unterscheiden.

Ein niedriger Ferritin-Wert bedeutet häufig, dass die Eisenspeicher erschöpft sind. Das kann zu einem Eisenmangel führen, der die Bildung von Hämoglobin – dem Sauerstoffträger in den roten Blutkörperchen – beeinträchtigt. Ohne ausreichend Hämoglobin erhält Dein Körper nicht genug Sauerstoff, was sich in Müdigkeit, Schwäche und einer verminderten Leistungsfähigkeit äußern kann.

Was sind Symptome eines Eisenmangels?

Nicht jeder, der sich müde fühlt, leidet zwangsläufig an Eisenmangel. Es gibt jedoch typische Anzeichen, die auf einen zu niedrigen Ferritin-Wert und damit auf einen Eisenmangel hindeuten können:

  • Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung: Schon kleinste Tätigkeiten können zur Überforderung werden.
  • Blasse Haut: Ein Eisenmangel kann zu einer verminderten Durchblutung und dadurch zu blasser Haut führen.
  • Kurzatmigkeit: Bereits bei leichter körperlicher Anstrengung kann es zu Atemnot kommen.
  • Konzentrationsschwierigkeiten: Ein niedriger Eisenstatus beeinträchtigt auch die geistige Leistungsfähigkeit.
  • Brüchige Nägel und Haarausfall: Diese äußeren Anzeichen können ebenfalls auf einen Eisenmangel hindeuten.
  • Kalte Hände und Füße: Eine schlechte Durchblutung als Folge von Eisenmangel kann zu einem Gefühl von Kälte in den Extremitäten führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch durch andere Faktoren ausgelöst werden können, wie zum Beispiel chronischen Stress, Schlafmangel oder andere Mangelerscheinungen.

Eine Studie ergab, dass Frauen mit niedrigen Ferritinwerten häufiger an Müdigkeit, verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit und Anämie leiden. Besonders prämenopausale Frauen sind betroffen.

Was sind Ursachen für einen niedrigen Ferritin-Wert?

Ein niedriger Ferritin-Wert und somit ein Eisenmangel können verschiedene Ursachen haben:

Ernährung

Nicht alle Ernährungsweisen liefern ausreichend Eisen. Vor allem Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, laufen Gefahr, nicht genügend bioverfügbares Eisen zu sich zu nehmen. Eisen aus tierischen Quellen (Häm-Eisen) wird deutlich besser aufgenommen als Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nicht-Häm-Eisen).

Erhöhter Eisenbedarf

Besonders in Phasen des Wachstums, bei intensiver körperlicher Aktivität oder in der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf erheblich. Auch bei Sportlern, die aufgrund von Trainingsbelastung und Schweißverlust mehr Eisen verlieren, kann ein Mangel entstehen.

Blutverlust

Ein häufiger Grund für einen niedrigen Ferritin-Wert ist chronischer Blutverlust. Das kann zum Beispiel durch:

  • Starke Menstruationsblutungen bei Frauen
  • Magen-Darm-Blutungen infolge von Geschwüren oder entzündlichen Darmerkrankungen
  • Operationen oder Verletzungen entstehen

Erkrankungen

Einige chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel entzündliche Darmerkrankungen oder chronische Nierenerkrankungen, können die Eisenaufnahme oder -verwertung beeinträchtigen und zu einem niedrigen Ferritin-Wert führen.

Wie wird der Ferritin-Wert gemessen?

Der Ferritin-Wert wird durch einen Bluttest ermittelt. Dabei wird das in den Blutkreislauf freigesetzte Ferritin gemessen, das einen guten Hinweis auf die gespeicherten Eisenreserven gibt. Typischerweise gelten folgende Richtwerte:

  • Normale Werte: 30 bis 300 ng/ml (kann je nach Labor und Geschlecht variieren)
  • Leichter Mangel: Werte unter 30 ng/ml können auf einen beginnenden Eisenmangel hindeuten
  • Schwerer Mangel: Werte deutlich unter 30 ng/ml sind besorgniserregend und erfordern eine gezielte Behandlung

Ein einzelner Bluttest gibt jedoch nur einen Momentaufnahme-Wert. Deshalb ist es sinnvoll, den Eisenstatus regelmäßig zu kontrollieren, vor allem wenn bereits Symptome eines Mangels bestehen.

Welche Maßnahmen verbessern die Eisenversorgung?

Wenn Dein Ferritin-Wert niedrig ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten, Deine Eisenversorgung zu verbessern:

1. Ernährungsumstellung

Eine gezielte Anpassung der Ernährung kann helfen, den Eisenmangel zu beheben. Setze auf eisenreiche Lebensmittel, die idealerweise in Kombination mit Vitamin C eingenommen werden, da dieses die Eisenaufnahme verbessert.

Empfohlene eisenreiche Lebensmittel:

  • Rotes Fleisch: Besonders Rindfleisch ist eine hervorragende Quelle für Häm-Eisen.
  • Innereien: Leber enthält sehr viel Eisen.
  • Fisch und Meeresfrüchte: Auch sie liefern Häm-Eisen.
  • Pflanzliche Quellen: Hülsenfrüchte, grünes Blattgemüse, Nüsse und Samen, getrocknete Früchte. Diese liefern Nicht-Häm-Eisen, das aber in Kombination mit Vitamin C besser aufgenommen wird.
  • Angereicherte Lebensmittel: Einige Getreideprodukte und Brot können mit Eisen angereichert sein.

2. Supplementierung

Wenn die Ernährung allein nicht ausreicht, kann eine Eisen-Supplementierung sinnvoll sein. Eisenpräparate gibt es in verschiedenen Formen, darunter:

  • Eisen(II)-sulfat
  • Eisen(II)-gluconat
  • Eisen(II)-fumarat

Es ist wichtig, die Dosierung mit einem Arzt abzustimmen, da zu viel Eisen auch schädlich sein kann. In der Regel wird die Einnahme über mehrere Wochen bis Monate empfohlen, um die Speicher wieder aufzufüllen. Die Supplementierung sollte möglichst in Verbindung mit Vitamin C eingenommen werden, um die Absorption zu verbessern.

Was sind Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen bei der Eisen-Supplementierung?

Obwohl Eisenpräparate helfen, einen Mangel zu beheben, können sie auch Nebenwirkungen verursachen. Häufige Beschwerden sind:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall.
  • Dunkler Stuhl: Eisen kann den Stuhl dunkel färben, was aber in der Regel harmlos ist.

Um Nebenwirkungen zu minimieren, sollte Eisenpräparat am besten mit einer kleinen Mahlzeit eingenommen werden. Falls starke Nebenwirkungen auftreten, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren und gegebenenfalls die Darreichungsform anzupassen.

Welchen Einfluss haben andere Faktoren auf den Ferritin-Wert?

Es gibt mehrere Faktoren, die den Ferritin-Wert beeinflussen können und nicht unbedingt auf einen Eisenmangel hindeuten:

Entzündungen

Ferritin ist ein Akute-Phase-Protein, das bei Entzündungen erhöht sein kann. Das bedeutet, dass auch bei einem Eisenmangel der Ferritin-Wert hoch sein kann, wenn gleichzeitig eine Entzündung vorliegt. Deshalb ist es wichtig, auch andere Entzündungsmarker zu berücksichtigen, wenn man den Eisenstatus bewertet.

Lebererkrankungen

Da Ferritin in der Leber gespeichert wird, können Lebererkrankungen ebenfalls zu abnormalen Ferritin-Werten führen. Bei Verdacht auf Leberprobleme sollte daher eine umfassende Diagnostik erfolgen.

Chronische Krankheiten

Bestimmte chronische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder andere Autoimmunerkrankungen können den Ferritin-Wert verändern. In solchen Fällen muss der Eisenstatus immer im Kontext der gesamten Krankheitsgeschichte betrachtet werden.

Welche anderen Eisenwerte gibt es?

Während der Ferritin-Wert ein guter Indikator für die gespeicherten Eisenreserven ist, gibt es weitere wichtige Parameter, die bei der Eisenbestimmung herangezogen werden:

  • Hämoglobin: Der Hauptbestandteil der roten Blutkörperchen, der Sauerstoff transportiert. Ein niedriger Hämoglobin-Wert ist häufig das erste Anzeichen für Eisenmangelanämie.
  • Serumeisen: Misst die Menge an Eisen, die im Blut zirkuliert.
  • Transferrinsättigung: Zeigt, wie viel des Transportproteins Transferrin mit Eisen beladen ist. Ein niedriger Wert kann auf einen Mangel hindeuten.
  • Eisenbindungskapazität: Gibt an, wie viel Eisen noch an Transferrin gebunden werden könnte.

Die Kombination dieser Werte ermöglicht eine umfassende Diagnose und hilft, die Ursache der Müdigkeit und anderen Symptome genau zu bestimmen.

Eine Studie ergab, dass niedrige Ferritinwerte nicht immer auf einen Eisenmangel hinweisen, insbesondere bei Sportlern. Stattdessen kann eine Umverteilung von Eisen in den Körperzellen auftreten, die nicht unbedingt behandlungsbedürftig ist.

Lebensstil und Eisenversorgung: Was sind Tipps für den Alltag?

Neben der Ernährung und Supplementierung können auch verschiedene Lebensstilfaktoren die Eisenversorgung positiv beeinflussen:

Regelmäßige Bewegung

Moderate Bewegung fördert die Durchblutung und den Stoffwechsel, was die Aufnahme von Nährstoffen im Darm unterstützen kann. Jedoch sollte intensiver Sport bei Eisenmangel mit Bedacht betrieben werden, da zu viel Training den Bedarf erhöhen und zu zusätzlichem Eisenverlust führen kann.

Stressreduktion

Chronischer Stress kann den Eisenstoffwechsel negativ beeinflussen und den Körper zusätzlich belasten. Entspannungstechniken wie Achtsamkeitsübungen, Meditation oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und den Körper in Balance zu halten.

Schlafhygiene

Ausreichender und erholsamer Schlaf ist wichtig, um die Regeneration des Körpers zu unterstützen. Ein guter Schlaf fördert nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern auch die effiziente Aufnahme und Verwertung von Eisen.

Wann solltest Du einen Arzt aufsuchen?

Wenn Du häufig unter anhaltender Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, blasser Haut oder Kurzatmigkeit leidest, ist es ratsam, Deinen Eisenstatus überprüfen zu lassen. Ein Arzt kann durch einen einfachen Bluttest feststellen, ob Dein Ferritin-Wert im Normbereich liegt oder ob ein Eisenmangel vorliegt. Dies ist besonders wichtig, wenn:

  • Du starke Menstruationsblutungen hast.
  • Du chronisch unter Magen-Darm-Beschwerden leidest.
  • Du vegan oder vegetarisch lebst.
  • Du regelmäßig Medikamente einnimmst, die den Eisenstoffwechsel beeinflussen können (z. B. Blutverdünner oder Säureblocker).

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um langfristige gesundheitliche Probleme zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.

Eine Untersuchung zeigte, dass 42,5 % der untersuchten Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz einen Eisenmangel hatten. Dabei war Eisenmangel oft mit erhöhter Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit und eingeschränkter Herzfunktion verbunden.

Quellen

  1. Robinson, Y., Cristancho, E., & Böning, D. (2010). Die Hypoferritinämie des Sportlers ist kein sicheres Indiz für Eisenmangel [High Serum Ferritin Levels Have Low Sensitivity for Iron Deficiency in Athletes]. Deutsche Zeitschrift Für Sportmedizin, 61, 141-145.
  2. Von Haehling, S., Gremmler, U., Krumm, M., Mibach, F., Schön, N., Taggeselle, J., Dahm, J., & Angermann, C. (2017). Prevalence and clinical impact of iron deficiency and anaemia among outpatients with chronic heart failure: The PrEP Registry. Clinical Research in Cardiology, 106, 436-443. https://doi.org/10.1007/s00392-016-1073-y.
  3. Erhabor, O. (2017). Ferritin Level in Pre and Postmenopausal Women Attending Usmanu Danfodiyo University Teaching Hospital Sokoto. Health Informatics Journal, 1. https://doi.org/10.23880/hij-16000110.
  4. Mayo Clinic. Ferritin Test: What Is It and Why It’s Done. Verfügbar unter: https://www.mayoclinic.org/tests-procedures/ferritin-test/about/pac-20384928.
  5. Cleveland Clinic. Ferritin Test. Verfügbar unter: https://my.clevelandclinic.org/health/diagnostics/17820-ferritin-test.
  6. PubMed Central. Ferritin and Iron Status. Verfügbar unter: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8002799/.