Nasenpolypen: Von der Diagnose bis zur Therapie

Nasenpolypen sind nicht-krebsartige Wucherungen, die sich auf der Schleimhaut der Nasenwege und Nebenhöhlen bilden. Sie sind mit chronischen Entzündungen verbunden und können durch verschiedene Faktoren, einschließlich Allergien und Immunstörungen, ausgelöst werden.

Auf einen Blick

  • Nasenpolypen sind nicht-krebsartige Wucherungen in der Nasenschleimhaut
  • Es gibt zwei Hauptarten: Antrochoanale Polypen und Ethmoidale Polypen.
  • Prävalenz in Europa: 1-2%. Risiko steigt mit dem Alter. Männer sind häufiger betroffen
  • Symptome: Verstopfte Nase, Schnupfen, Geruchsverlust, Gesichtsschmerzen, Kopfschmerzen, Schnarchen, Infektionen
  • Risikofaktoren: Allergien, Asthma, Chronische Sinusitis, Mukoviszidose, Aspirin-empfindliches Asthma, Immunstörungen
  • Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Nasenendoskopie, MRT, Low-Dose-CT, Allergietests
  • Behandlung: Nasensprays mit Glucocorticoide, orale Glucocorticoide, Antihistaminika, Biologika, Operation
  • Prognose: Generell gut, aber Rückfälle möglich.
  • Komplikationen: Infektionen, Blutungen, Reaktionen auf Anästhesie, Loch in der Nasentrennwand.
  • Hausmittel: Salzwasserspülungen, Dampfinhalationen, ätherische Öle

Nasenpolypen

Was sind Nasenpolypen?

Nasenpolypen sind weiche, geschwollene, sackartige Wucherungen entzündeten Gewebes, die die Innenseite Ihrer Nase oder Ihrer Nebenhöhlen auskleiden. Sie sind eine spezielle Form der chronischen Rhinosinusitis, bekannt als Polyposis nasi. Diese Erkrankung ist eng mit anderen Zuständen wie Asthma, Analgetika-Intoleranz und bestimmten genetischen Erkrankungen wie zystischer Fibrose und primären ziliären Dyskinesiesyndromen verbunden. Eine Entzündungsreaktion, die hauptsächlich durch eosinophile Granulozyten verursacht wird, führt zu einer Schwellung der Schleimhaut, die sich schließlich zu Polypen entwickelt. Diese Polypen wachsen typischerweise aus einem Bereich namens osteomeataler Komplex und erstrecken sich in die Hauptnashöhle.

Welche Arten von Nasenpolypen gibt es?

Es gibt zwei Hauptarten von Nasenpolypen:

  1. Antrochoanale Polypen: Diese sind in der Regel einseitig und entstehen in der maxillären Sinushöhle.
  2. Ethmoidale Polypen: Diese sind kleiner und treten häufiger auf. Sie entwickeln sich in den ethmoidalen Nebenhöhlen und sind in der Regel beidseitig.

Wie oft sind Menschen von Nasenpolypen betroffen?

Die Prävalenz von Nasenpolypen in Europa liegt bei etwa 1-2%. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Nasenpolypen zu erkranken. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Interessanterweise haben 20-40% der Menschen mit Nasenpolypen auch Asthma, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Ein kleinerer Prozentsatz der Bevölkerung zeigt eine Intoleranz gegenüber bestimmten Medikamenten wie Acetylsalicylsäure (ASS) und anderen entzündungshemmenden Medikamenten.

Nasenpolypen

Wie entstehen Nasenpolypen?

Die genaue Ursache von Nasenpolypen ist nicht vollständig bekannt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und chronischer Reizung, wie sie bei chronischer Rhinitis, allergischer oder medikamentenbedingter Rhinitis vorkommt, zu einer Entzündung führt, die von eosinophilen Granulozyten dominiert wird. Diese Entzündung kann dann zur Bildung von Polypen führen. Anatomische Engstellen im Bereich der Ausführungsgänge der Nebenhöhlen könnten ebenfalls eine Rolle bei der Bildung von Polypen spielen.

In einer Studie wurde die Rolle von Stammzellen bei Nasenpolypen untersucht. Dabei analysierten die Forscher die Gen- und Proteinexpression von Stammzellen in Nasenpolypengewebe. Während der Untersuchungen konnten sie verschiedene Stammzellmarker wie Oct-4, Sox2, Klf4, c-Myc, ABCG2, Nanog, CD133 und Nestin nachweisen, was das Vorhandensein von stammzellähnlichen Zellen in den Polypen bestätigt. Zudem zeigten Ko-Kultivierungsexperimente, dass Nasenpolypenzellen das Potenzial haben, sich in neuronale Zellen zu differenzieren. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig zu neuen Therapieansätzen für Nasenpolypen führen.

Welche Symptome treten bei Nasenpolypen auf?

Die Symptome von Nasenpolypen können variieren, aber häufige Anzeichen sind:

  • Verstopfte Nase
  • Schnupfen
  • Vermindertes Riechvermögen oder Anosmie (Geruchsverlust)
  • Schmerzen und Druck im Gesicht
  • Kopfschmerzen
  • Schnarchen
  • Häufige Nasen- und Sinusinfektionen

Wie kann man Nasenpolypen früh erkennen?

Eine frühzeitige Erkennung ist durch regelmäßige medizinische Untersuchungen möglich. Wenn Sie anhaltende Symptome wie eine verstopfte Nase, vermindertes Riechvermögen oder wiederkehrende Sinusinfektionen haben, sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen.

Was sind Risikofaktoren?

Einige bekannte Risikofaktoren sind:

  • Allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen
  • Asthma
  • Chronische Sinusitis
  • Mukoviszidose
  • Aspirin-empfindliches Asthma
  • Bestimmte Immunstörungen

Darüber hinaus zeigt die Polyposis nasi eine Zunahme mit dem Alter. Es besteht auch eine Assoziation mit Asthma, Analgetika-Intoleranz, zystischer Fibrose und primären Ziliendyskinesiesyndromen.

Wie werden Nasenpolypen diagnostiziert?

Bei der Diagnose von Nasenproblemen, insbesondere bei Verdacht auf Nasenpolypen, wird ein mehrstufiger Ansatz verfolgt:

Gespräch mit dem Patienten (Anamnese)

Zunächst wird der Arzt den Patienten nach aktuellen Beschwerden befragen. Hierbei geht es um die Art der Symptome, ob es Begleiterscheinungen gibt, wie lange die Beschwerden schon bestehen und wie oft sie auftreten. Auch Informationen über bisherige Behandlungen, bekannte Allergien wie Heuschnupfen, frühere Operationen im Nasenbereich und aktuell eingenommene Medikamente sind wichtig, um ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten.

Körperliche Untersuchung

Der nächste Schritt ist eine körperliche Untersuchung. Dabei wird der allgemeine Zustand des Patienten bewertet. Der Arzt wird das Gesicht und die Nase des Patienten genau betrachten, um mögliche Schwellungen oder Rötungen zu identifizieren. Durch sanftes Drücken und Klopfen im Bereich der Stirn und Oberkieferhöhlen kann der Arzt feststellen, ob dort Schmerzen auftreten. Eine Untersuchung des Rachens kann zudem zeigen, ob Sekret aus der Nase in den Rachen fließt, was als „postnasaler Tropf“ bezeichnet wird.

Technische Untersuchungen

Für eine detaillierte Untersuchung der inneren Strukturen der Nase wird häufig eine Nasenendoskopie durchgeführt. Dabei wird ein dünnes, flexibles Instrument mit einer Kamera in die Nase eingeführt. Dies gibt dem Arzt einen klaren Blick auf den inneren Zustand der Nase und der Nasennebenhöhlen.

Vor einer möglichen Operation oder bei komplexeren Fällen kann zusätzlich eine bildgebende Untersuchung wie die Magnetresonanztomographie (MRT vom Kopf) in Erwägung gezogen werden. Die MRT bietet detaillierte Bilder von Weichteilstrukturen und kann helfen, Polypen von anderen Anomalien oder Tumoren zu unterscheiden.

Eine spezielle Art von Röntgenuntersuchung, bekannt als Low-Dose-CT, oder eine digitale Volumentomographie können ebenfalls durchgeführt werden. Diese bildgebenden Verfahren können Veränderungen oder Blockaden in den Nasennebenhöhlen zeigen. Zusätzlich können Tests durchgeführt werden, um Allergien zu identifizieren oder die Fähigkeit des Patienten zu riechen zu überprüfen.

Welche Differenzialdiagnosen gibt es?

Es gibt andere Erkrankungen und Zustände, die ähnliche Symptome wie Nasenpolypen verursachen können. Dazu gehören Sinusitis, Erkältungen, Nasentumoren, Granulomatose und andere Arten von Nasenwucherungen.

Wie werden Nasenpolypen behandelt?

Bei der Behandlung von Nasenpolypen, auch Polyposis nasi genannt, gibt es verschiedene Ansätze:

Konservative Behandlungsmethoden

Zu Beginn wird meist eine nicht-operative Behandlung in Erwägung gezogen. Hierbei kommen häufig Nasensprays zum Einsatz, die Glucocorticoide wie Fluticason, Mometason oder Beclomethason enthalten. Diese Sprays können die Symptome lindern, das Riechvermögen verbessern und die Größe der Polypen reduzieren. In manchen Fällen kann auch eine Behandlung mit oralen Glucocorticoiden sinnvoll sein, entweder als Ergänzung zum Nasenspray oder als eigenständige Therapie. Wenn Allergien die Polypen begleiten, können Antihistaminika helfen.

Nasenpolypen

Für besonders hartnäckige Fälle, in denen herkömmliche Therapien nicht anschlagen, gibt es spezielle Medikamente, sogenannte Biologika. Beispiele hierfür sind Anti-IgE-Antikörper wie Omalizumab oder Anti-IL-5-Antikörper wie Mepolizumab und Reslizumab. Studien haben gezeigt, dass diese Medikamente die Größe der Polypen verringern und die Ergebnisse von CT-Scans verbessern können.

Operative Behandlung

Wenn die konservative Behandlung nicht ausreicht oder nicht gewünscht wird, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Hierbei gibt es verschiedene Verfahren, wie die Entfernung der Polypen durch eine endonasale Polypektomie oder eine umfassendere Operation der Nasennebenhöhlen. Diese Eingriffe können die Belüftung der Nase verbessern und das Riechvermögen wiederherstellen.

Was können Komplikationen einer Nasenpolypentherapie sein?

Mögliche Komplikationen einer Therapie können Infektionen, Blutungen, eine Reaktion auf die Anästhesie oder ein Loch in der Trennwand zwischen den Nasenlöchern sein.

Welche Hausmittel können gegen Nasenpolypen helfen?

Einige Hausmittel, die helfen können, sind:

  • Salzwasserspülungen: Sie können helfen, die Nasenwege zu reinigen und Schwellungen zu reduzieren
  • Dampfinhalationen: Sie können helfen, die Nasenwege zu öffnen und Schleim zu lösen
  • Ätherische Öle: Öle wie Eukalyptus oder Pfefferminze können helfen, die Atmung zu erleichtern

Es ist wichtig zu betonen, dass, obwohl diese Hausmittel helfen können, sie nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische Behandlung angesehen werden sollten. Bei anhaltenden oder schweren Symptomen sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Wie ist die Prognose einer Nasenpolypenerkrankung?

Die Prognose für Nasenpolypen ist in der Regel gut, insbesondere wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt werden. In einigen Fällen können sie jedoch wiederkehren, insbesondere wenn die zugrunde liegende Ursache nicht behandelt wird.

In einer Studie wurde der langfristige klinische Verlauf von Nasenpolypen über einen Zeitraum von 20 Jahren untersucht. Dabei wurden 41 Patienten, die vor 20 Jahren aufgrund von Nasenpolypen operiert wurden, in Gruppen eingeteilt, basierend auf (1) Unverträglichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure (ASA), (2) atopischer Allergie (AT) und (3) einer intrinsischen, allergieähnlichen Erkrankung (INTR). Nach 20 Jahren zeigten 85% der Patienten immer noch aktive Nasenpolypen. Zudem stellten die Forscher bei allen Patienten Veränderungen der Schleimhaut in den Nasennebenhöhlen fest. 61% der Patienten litten unter Geruchsverlust oder -minderung. Besonders auffällig war, dass Patienten mit ASA-Unverträglichkeit eine hohe Rate an wiederholten Operationen aufwiesen und alle von ihnen an Bronchialasthma litten. Die Studie kam zu dem Schluss, dass aufgrund der hohen Rückfallneigung und heimtückischen Symptome von Nasenpolypen, Patienten ihr Leben lang nachbeobachtet werden sollten.

Quellen

  1. Mayo Clinic. Nasal Polyps: Symptoms & Causes. Verfügbar unter: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/nasal-polyps/symptoms-causes/syc-20351888
  2. Mayo Clinic. Nasal Polyps: Diagnosis & Treatment. Verfügbar unter: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/nasal-polyps/diagnosis-treatment/drc-20351894
  3. Cleveland Clinic. Nasal Polyps. Verfügbar unter: https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/15250-nasal-polyps
  4. Penn Medicine. Nasal Polyps. Verfügbar unter: https://www.pennmedicine.org/for-patients-and-visitors/patient-information/conditions-treated-a-to-z/nasal-polyps
  5. Cedars-Sinai. Nasal Polyps. Verfügbar unter: https://www.cedars-sinai.org/health-library/diseases-and-conditions/n/nasal-polyps.html
  6. Thieme via medici. Polyposis Nasi. Verfügbar unter: https://viamedici.thieme.de/lernmodul/8729433/87f6bc87-645c-46ef-bad0-8ccb6df7b1d6/polyposis+nasi#section_vyh_f5v_43b_20190731091148460
  7. Koennecke, M., Böscke, R., Pfannerstill, A., Reers, S., Elsner, M., Fell, B., Richter, A., Bruchhage, K., Schumann, S., Pries, R., Klimek, L., & Wollenberg, B. (2017). Neuronal Differentiation Capability of Nasal Polyps of Chronic Rhinosinusitis. Archivum Immunologiae et Therapiae Experimentalis, 65, 431-443. https://doi.org/10.1007/s00005-017-0456-8.
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