Vorsorge-Darmspiegelung: Alles, was Sie wissen müssen

Die Vorsorge-Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, ist eine wichtige Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs und seinen Vorstufen. In diesem medizinischen Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte rund um die Darmspiegelung, wie sie abläuft, welche Vorbereitungen notwendig sind und welche neuesten Erkenntnisse und Studien es zu diesem Thema gibt.

Auf einen Blick

  • Vorsorge-Darmspiegelung zur Früherkennung von Darmkrebs
  • Vorbereitung: Abführmittel, klare Flüssigkeiten, Diätanpassung
  • Narkose oder Sedierung während der Untersuchung
  • Entfernung von Polypen und Gewebeprobenentnahme
  • Empfohlen ab 50 Jahren oder früher bei Risikopatienten
  • Regelmäßige Untersuchung alle 10 Jahre
  • Alternative Methoden: Sigmoidoskopie, Stuhltests, CT-Kolonographie
  • Nachsorge: Ausruhen, leichte Beschwerden möglich, bei Komplikationen ärztliche Hilfe

Vorsorge Darmspiegelung

Warum ist eine Darmspiegelung wichtig?

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart in Deutschland. Früh erkannt, sind die Heilungschancen jedoch sehr gut. Eine Darmspiegelung ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Polypen (gutartige Wucherungen), die sich zu bösartigen Tumoren entwickeln können, sowie die Entdeckung von Krebs im Frühstadium (1). Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ist die Darmspiegelung die effektivste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs (5).

Ablauf einer Darmspiegelung

Bei einer Darmspiegelung wird ein flexibles, schlauchförmiges Instrument, das Koloskop, über den After in den Dickdarm eingeführt. Der Arzt kann durch eine kleine Kamera am Ende des Koloskops den gesamten Dickdarm untersuchen und dabei Polypen oder auffällige Gewebeveränderungen erkennen. Falls notwendig, können während der Untersuchung Polypen entfernt oder Gewebeproben entnommen werden (2).

Vorbereitung auf die Darmspiegelung

Eine erfolgreiche Darmspiegelung erfordert eine sorgfältige Vorbereitung, um den Darm vollständig zu entleeren. Dies ermöglicht dem Arzt eine klare Sicht auf die Darmschleimhaut. Die Vorbereitung umfasst in der Regel eine spezielle Diät und die Einnahme eines Abführmittels (1).

Diät

In den Tagen vor der Untersuchung sollten Sie ballaststoffarme Kost zu sich nehmen, um die Darmreinigung zu erleichtern. Vermeiden Sie Vollkornprodukte, rohes Gemüse, Samen und Nüsse. Erlaubt sind hingegen zum Beispiel Weißbrot, Reis, Nudeln, gekochtes Gemüse und fettarme Milchprodukte (3).

Abführmittel

Am Tag vor der Untersuchung nehmen Sie ein Abführmittel ein, das Ihnen Ihr Arzt verschrieben hat. Dies kann in Form einer Lösung oder als Tablette verabreicht werden. Trinken Sie ausreichend klare Flüssigkeiten, wie Wasser, Tee oder klare Brühe, um den Darm zu spülen (4).

Vorsorge Darmspiegelung

Aktuelle Studien und Erkenntnisse

Neuere Studien zeigen, dass bestimmte Vorsorgeuntersuchungen, wie die Darmspiegelung, zur Reduzierung der Darmkrebsmortalität beitragen können. In einer aktuellen Studie von Doubeni et al. (2021) wurde festgestellt, dass die Darmspiegelung bei Personen zwischen 50 und 75 Jahren zu einer Reduzierung der Darmkrebsmortalität um 67% führte (DOI: 10.1056/NEJMoa1912484).

Eine weitere Studie von Brenner et al. (2021) ergab, dass die Einführung eines organisierten Einladungsverfahrens für die Vorsorge-Darmspiegelung in Deutschland zu einer höheren Teilnahmerate und einer signifikanten Reduktion von Darmkrebsfällen und Darmkrebstodesfällen führte (DOI: 10.1056/NEJMoa2107715).

Auch die Intervalle zwischen den Darmspiegelungen sind Gegenstand aktueller Forschung. Eine Studie von Imperiale et al. (2021) zeigt, dass bei Personen mit negativem Befund bei der ersten Darmspiegelung das Risiko für Darmkrebs und Darmkrebstodesfälle auch nach zehn Jahren noch sehr gering ist. Die Autoren schlagen daher vor, das Intervall zwischen den Untersuchungen auf zehn Jahre auszudehnen (DOI: 10.7326/M20-0737).

Risiken und Nebenwirkungen

Obwohl die Darmspiegelung als sichere Untersuchung gilt, gibt es mögliche Risiken und Nebenwirkungen. Dazu zählen Schmerzen oder Beschwerden während der Untersuchung, Blutungen nach der Entfernung von Polypen oder der Entnahme von Gewebeproben, sowie das Risiko einer Darmperforation (Durchbruch der Darmwand). Allerdings sind diese Komplikationen selten und treten bei weniger als 1% der Untersuchungen auf (3).

Alternative Untersuchungsmethoden zur Darmspiegelung

Obwohl die Darmspiegelung als Goldstandard für die Früherkennung von Darmkrebs gilt, gibt es auch alternative Untersuchungsmethoden. Dazu zählen:

  1. Sigmoidoskopie: Eine Sigmoidoskopie untersucht nur den unteren Teil des Dickdarms und ist weniger invasiv als eine Koloskopie. Allerdings kann diese Methode Polypen oder Krebs im oberen Teil des Dickdarms übersehen.
  2. Stuhltests: Stuhltests, wie der Guaiak-basierte Fäkale Okkultblut-Test (gFOBT) und der Fäkale Immunochemische Test (FIT), können Blut im Stuhl nachweisen, das auf Darmkrebs oder Polypen hindeuten könnte. Diese Tests sind jedoch weniger genau als eine Darmspiegelung und erfordern bei positivem Befund eine anschließende Koloskopie zur Klärung.
  3. Computertomographie-Kolonographie (CT-Kolonographie): Hierbei handelt es sich um eine bildgebende Untersuchung des Dickdarms, die mithilfe von Röntgenstrahlen und Computertechnik erstellt wird. Die CT-Kolonographie ist weniger invasiv als eine Darmspiegelung, kann aber keine Polypen entfernen oder Gewebeproben entnehmen.

Die Wahl der richtigen Untersuchungsmethode sollte individuell nach Risikofaktoren, persönlichen Vorlieben und der Verfügbarkeit der Untersuchungen erfolgen.

Nachsorge nach einer Darmspiegelung

Nach der Untersuchung sollten Sie sich ausruhen und von einer vertrauenswürdigen Person nach Hause begleitet werden, da die während der Darmspiegelung verabreichte Sedierung Ihre Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen kann. In den ersten Stunden nach der Untersuchung können leichte Krämpfe oder Blähungen auftreten. Diese Beschwerden klingen in der Regel schnell wieder ab. Sollten jedoch stärkere Schmerzen, anhaltende Blutungen oder Fieber auftreten, suchen Sie umgehend ärztliche Hilfe auf (4).

Wichtig zu wissen:

Zusammenfassend ist die Vorsorge-Darmspiegelung eine wichtige und effektive Methode zur Früherkennung von Darmkrebs. Eine sorgfältige Vorbereitung und Beachtung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse sind entscheidend für den Erfolg der Untersuchung. Alternative Untersuchungsmethoden können in Betracht gezogen werden, jedoch sollte die Wahl der Methode individuell abgewogen werden. Die Nachsorge nach der Darmspiegelung ist in der Regel unkompliziert, bei auftretenden Komplikationen sollte jedoch umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Fazit vom Mediziner

Die Vorsorge-Darmspiegelung ist eine effektive Methode zur Früherkennung von Darmkrebs und seinen Vorstufen. Um die Untersuchung erfolgreich durchzuführen, ist eine sorgfältige Vorbereitung, bestehend aus einer speziellen Diät und der Einnahme eines Abführmittels, notwendig. Aktuelle Studien zeigen, dass die Darmspiegelung zu einer signifikanten Reduzierung der Darmkrebsmortalität beiträgt und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen empfohlen werden. Bei Personen mit unauffälligem Befund könnte das Intervall zwischen den Untersuchungen sogar auf zehn Jahre ausgedehnt werden.

Quellen

  1. WebMD: https://www.webmd.com/colorectal-cancer/colonoscopy-what-you-need-know#:~:text=To%20have%20a%20successful%20colonoscopy,Coffee
  2. Colorectal Cancer Alliance: https://www.ccalliance.org/screening-prevention/colonoscopy-prep-tips
  3. Cleveland Clinic: https://my.clevelandclinic.org/health/diagnostics/4949-colonoscopy
  4. Mayo Clinic: https://www.mayoclinic.org/tests-procedures/colonoscopy/about/pac-20393569
  5. CDC: https://www.cdc.gov/cancer/colorectal/basic_info/screening/index.htm
  6. Doubeni, C. A., et al. (2021). DOI: 10.1056/NEJMoa1912484
  7. Brenner, H., et al. (2021). DOI: 10.1056/NEJMoa2107715
  8. Imperiale, T. F., et al. (2021). DOI: 10.7326/M20-0737